Wie in einigen meiner anderen Berichte bereits erwähnt, blieb uns auch in Rumänien der herumliegende Müll erhalten.
Seit Kroatien begleitet uns dieser Missstand.
Ich habe mir solche Massen an Unrat, die einfach so in der Natur liegen, nie vorstellen können.
Egal in welchem Land - den Menschen fehlt das Bewusstsein für den Schutz der Natur.
Es ist völlig normal, dass der Müll den Berg hinunter gekippt oder in den Fluss geschmissen, altes Mobiliar im Wald entsorgt oder Toilettenbecken am Straßenrand geworfen werden. Der letzte Punkt ist wirklich kein Witz: wir haben sehr, sehr viele Kloschüsseln und auch Waschbecken an Straßenrändern liegen sehen.🙈 Dass man PET-Flaschen während der Fahrt aus dem Fenster wirft, ist definitiv nicht richtig, aber diesen "Vorgang" kann ich mir ja noch herleiten... Aber wie bitte kommt die Sanitärkeramik dorthin???
"Gertrude, ick mach ma dit Fenster uff- wirf ma de Kackschüssel raus!" .... HÄÄÄ?! So, oder ähnlich muss es doch zugehen, oder nicht?! 😂
Als wir in Griechenland an einer Ampel standen, beobachteten wir, wie ein Mann sein Auto neben Mülltonnen parkte, an denen eine Frau die Straße fegte. Er stieg aus und warf
ganz selbstverständlich seine Müllsäcke über die Leitplanke. 😳
An Albaniens wunderschönen Flüssen hängt unendlich viel Unrat an den Ufern.
Den ersten Tag in Rumänien sahen wir in der Ferne auf einem Berg einen Friedhof. Dahinter sah man den gesamten Hang hinunter Müll. Lucy war enorm verwundert, dass die Mülldeponie anscheinend direkt am Friedhof ist- bis wir feststellten, dass es gar keine offizielle Deponie und es Normalzustand ist, dass die Rumänen ihren Mist einfach einen Berg hinunter werfen.
Ebenso ist es hier vielerorts normal, dass man den Müll einfach verbrennt.
Täglich fuhren wir durch Dörfer, in denen an den Straßenrändern kleine Feuerchen brennen.
Als wir vor einigen Tagen eine Pause in einem größeren Ort auf einer Wiese machten, sahen wir ein Stück entfernt eine junge Frau.
Sie rollte ihre Mülltonne über die Straße und kam damit auf die Wiese. Dort schüttete sie den Inhalt der Tonne aus. Danach suchte sie sich ein paar brennbare Ästchen und zündete den Haufen an.
Wir waren absolut platt. Bisher waren wir der Meinung, dass es vielleicht ein Problem der älteren Generation sei. Oder dass in den abgelegenen Bergdörfern keine zuverlässige Müllabfuhr gewährleistet ist... Doch dass auch die jungen Menschen genauso handeln, hat uns entsetzt.
Andererort beobachteten wir einen ganzen Trupp, der mit einem Pferdewagen die Straße entlang lief. Die Leute sammelten den Müll vom Straßenrand und schmissen ihn in Säcke auf dem Wagen. Ah, super, dachten wir 👍🏻 Stellten allerdings nach weiterer Beobachtung fest, dass lediglich die unbrennbaren Materialien aufgesammelt wurden. Für alles andere würde alle 10 Meter ein Feuerchen errichtet.
Auch spannend war folgende Story:
Wir fuhren eine wunderschöne Bergstraße entlang, durch Wälder, Schnee und tolle Aussichten. Wir kamen an einem Kloster vorbei. Hier stand eine Nonne davor, die dabei war, immer weiteren Müll ins Feuer vor den Klostermauern zu werfen.
Sowohl in Rumänien, Kroatien, als auch Albanien, Montenegro und auch Griechenland wird ganz klar die Natur nicht geachtet. Umweltschutz interessiert nicht. Und trotzdem haben wir in genau diesen Ländern auch die schönsten Seiten der Natur gesehen. Wie funktioniert das?!
Hier gibt es zum Beispiel viele wunderbare Singvögel. So viele Meisen, Rotkehlchen und Rotschwänzchen, Zebrafinken haben wir in Deutschland seit Jahren nicht gesehen.
Eichelhäher und Wiedehopfe ohne Ende, ebenso wie Amseln, Buchfinken oder Schafstelzen.
Wunderschön sind auch Eisvögel, die wir am Skutarisee beobachten durften.
Wir haben zahlreiche Grauspechte und Buntspechte in der Walachei und Transsylvanien gesehen.
Noch nie zuvor habe ich den Alarmanlage-ähnlichen Ruf des Kiebitz gehört ... Oder den nächtlichen "Huuup"-Schrei einer Waldohreule ... Habt ihr das schon einmal gehört?! 😊
Selbstverständlich lauschen wir auch nachts öfter den Käutzchen.
Generell kann man sagen, dass immer und überall buntes Vogelgezwitscher ist.
Wenn ich auf dem Zwenkauer See mal ein Schwanenpärchen gesehen habe, war ich schon total glücklich. Hier gibt es Schwäne auf jedem kleinen Teich - und nicht nur mal einen oder zwei.
Wir hatten in der Walachei einen Stellplatz an einem kleinen Fluss, an dessen anderen Ufer zwei turtelnde Schwäne ihr Nest bereiteten. Es war schön mit anzusehen, wie die Schwanen-Dame öfers "Probesitzen" durfte, während der zukünftige Vater das neue Heim optimierte 😉
Was uns vor allem in Rumänien beeindruckte: die Störche.
Wir standen auf einer großen Wiese, als plötzlich ein großer Schwarm über uns flog. Ich würde sagen, dass es an die 50 Tiere waren.
In jedem Dorf findet man bewohnte Horste und auf jedem Feld stehen einige Störche.
Ein Dorf blieb uns besonders im Gedächtnis, denn hier war auf jeder (!!) Straßenlaterne (bzw Strommast) ein Strochennest.
Ich habe in deutschen Wälder noch keine Spuren von Wölfen oder Dachsen gesehen - in Rumänien sind wir mehrfach regelrecht darüber gestolpert.
Von den Bärenspuren rede ich mal nicht .
Nachts im Bett zu liegen und den Schakalen zu lauschen, war auch eine besondere Erfahrung in Griechenland, die wir dort aber nahezu täglich machen durften. Auch in Rumänien haben wir diese Laute noch das ein oder andere mal gehört.
Aufgefallen sind uns auch die vielen Feldhasen. In Deutschland bedroht seit Jahren die Landwirtschaft den Lebensraum diese Tiere. Sie stehen sogar auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.
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In Deutschland achten wir unsere Natur und dennoch bleibt der "Reichtum" an Tieren aus.
Zwar ist die Bevölkerungsdichte in Rumänien mit rund 85 Einwohner je km² deutlich geringer als in Deutschland. Hier gibt es laut Statistischem Bundesamt 238 Einwohner je km².
Allerdings muss man dabei beachten, dass sich Rumänien durch viele kleine Ortschaften auszeichnet, die sich über das komplette Land verteilen, in Deutschland hingegen gibt es viele städtische Ballungsräume, in denen sich die Einwohner konzentrierter aufhalten. Das heißt, dass es auch viele dünnbesiedelte bzw "unbewohnte" Gebiete geben muss.
Sowohl Rumänien, als auch Deutschland bestehen zu knapp einem Drittel aus Waldfläche. Lebensraum für Wildtiere gäbe es ja demzufolge auch in Deutschland zu genüge, sollte man meinen.
Auch in landwirtschaftlichen Regionen mit Feldern sollten doch zumindest die verschiedenen Vögel leben können.
Was mich auch nachdenklich macht:
Die Rumänen schaffen es, mit Wölfen und Bären in der Nähe zu leben. Nach Unterhaltungen mit Einheimischen kommt es sehr, sehr selten zu Zwischenfällen und die dann auch meist nur deshalb, weil der Mensch unbedacht gehandelt hat. Hier scheint das Zusammenleben ja irgendwie zu funktionieren?! Die Begründung lautete "Weil wir das ja hier immer schon so haben". Mh. Wo ist dann das Problem in Deutschland?! Nahezu täglich lese ich über Diskussionen zum Thema "Wölfe in deutschen Wäldern".
Fairerweise möchte ich an dieser Stelle sagen, dass wir in den Wolfsgebieten recht wenig Rehe gesehen haben (denen man in Deutschland ja nahezu bei jedem Waldspaziergang über den Weg läuft). Aber so war es doch meines Erachtens nach auch der Plan von Mutter Natur: die Wölfe fressen die Rehe - und so reguliert sie die Anzahl 🤷🏻♀️
Apropos Rehe (kleine Story nebenbei): Wir hatten einen Stellplatz mitten im Wald nachts hörten wir plötzlich ganz seltsame Laute. Kurze, aber kräftige Rufe. Diese einsilbigen lauten "Schreie" wurden oft wiederholt und wir rätselten, was es sein könnte. Es klang ungewöhnlich und ein bisschen unheimlich. Am nächsten Morgen half uns Google das Rätsel zu lösen: Es waren "bellende" Rehe!
Zum Thema Bären würde ich an dieser Stelle nur an "Problembär Bruno" verweisen wollen 😉
Bären in Deutschland sind absolut undenkbar.
In Deutschland sind wir nicht mehr gewohnt mit solchen Tieren zu leben und uns entsprechend anzupassen. Ja, genau das müssten wir sicher machen- uns anpassen. In allen Ländern die wir bisher bereisten, gibt es noch ganz klassische Hirten, die mit ihren Hunden auf ihre Herde aufpassen. Nachts stehen lediglich größere Kuhherden draußen- Ziege und Schafe werden in Stallungen untergebracht, und am nächsten Morgen wieder raus geführt. Oder sollten sie doch draußen bleiben, werden sie bewacht- nicht nur von Hunden, sondern auch von Menschen.
Vielleicht wäre eine gegenseitige Aufklärung ne coole Idee: Die Rumänen erklären uns die Regeln zum Zusammenleben mit großen Wildtieren und die Deutschen klären zum Thema Müll auf und erläutern ein funktionierendes Entsorgungssystem.
... Was aber trotzdem den Artenreichtum der Tiere in den "vermüllten" Ländern offen lässt....
Wenn's einer weiß: Bitte melden 😉
Hallo Ihr Weltenbummler,
ich denke, unser „Artenreichtum“ liegt u.a. an den vielen tollen modischen Schottergärten bei uns Deutschland. Alles so schön sauber, wie geleckt.👍 Auch der Rasen, immer schön grün und exakt mit dem Mähroborter gestutzt. Da beißt sich der Löwenzahn die Zähne aus und Upamecano würde sich darauf garantiert auch nicht verstolpern. ⚽️😉
Die Natur ist sicher am dankbarsten, wenn man sie einfach in Ruhe machen lässt.
Viele liebe Grüße aus Leipzig,
Jenny, Anke&Kai 🌸