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AutorenbildIsabel

Duschen mit Pferden

Nach dem wir die Moldauklöster besucht haben, standen wir abends auf einem großen Platz in Klosternähe. Wir hatten nach dem Sightseeing-Tag keine Lust mehr, große Strecken zu fahren.


Diese Wiese war anscheinend bei einheimischen Wochenend-Campern auch sehr beliebt, denn als wir dort eintrafen, standen bereits 12 WoMos. Stühle und gedeckte Tische standen draußen und viele Menschen wuselten umher. Als wir mit unserem Charly auf den Platz fuhren, ernteten wir selbstverständlich die gesamte Aufmerksamkeit.

Ich fühlte mich zunächst unwohl.

(Stellt euch bitte die Situation umgekehrt vor: einen Platz mit vielen deutschen Campern, auf dem plötzlich ein großer LKW mit rumänischen Kennzeichen anrollt... Ich denke ja mal, dass die in den meisten Fällen nicht so begeistert wären 🙈)

Doch kaum dass wir ausstiegen, kam schon eine freundliche Frau mittleren Alters zusammen mit ihrem Mann auf uns zu.

Die beiden fragten uns nach unserer Reise und auch über technische Details zu Charly 😉

Sie gaben uns weiter Tipps, welche Dinge wir in Rumänien unbedingt noch besuchen sollten.

Auch am nächsten Morgen "traute" sich eine weitere Frau zu uns. Larissa war ebenfalls neugierig, was es mit uns auf sich hatte. Als wir ihr von unserer Reise erzählten, und sie mehrfach nachfragte, ob sie es richtig verstanden habe, dass wir keinen festen Wohnsitz mehr haben und für uns immer Urlaub sei, schüttelte sie lachend den Kopf und meinte "Ihr seid crazy people"

Die Unterhaltung mit Larissa und ihrem Mann war besonders amüsant, weil es ein buntes Sprachengemisch war. Ein Kauderwelsch aus Englisch, Deutsch und Rumänisch.

Auch diese Beiden zeigten uns Ausflugsziele auf Maps. 😉


Als wir aufbrachen, verabschiedete man uns mit fröhlichen Winken.


Unsere Reise ging nun wieder in Richtung Karpaten.

Statt durch flache, weite Ebenen mit geradlinigen Straßen, fuhren wir nun wieder Serpentinen über bewaldete Berge.

Als wir nach Tagen wieder grüne Tannen in der bergigen Landschaft entdecken, merkte ich zum ersten Mal , wie mir Bäume gefehlt haben. Mir wurde zum erstmals bewusst, welche meine bevorzugte Landschaft ist.

Klar, Strand ist schon toll. Auch die Weiten der Walachei hatten einen gewissen Reiz, karge Felslandschaften in Kroatien sind auch schön... Doch ich merke, dass mich Wald am glücklichsten macht. Die Kombination aus Wäldern in Bergen ist noch besser 😁

Aber natürlich macht es die Abwechslung und die haben wir ja auf unserer Reise 😉


Jedenfalls suchten wir uns einen schönen Stellplatz in den Bergen, wo wir ein wenig durch den Wald spazieren konnten.



Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Sighisoara. Eine kleine Stadt, die wir gern besichtigen wollten.

Die Strecke war allerdings noch etwas lang, sodass wir einen Zwischenstopp einlegen wollten. Durch Zufall stießen wir auf ein Pferdegestüt. Ich fragte an, ob es möglich sei, eine Nacht dort zu stehen.

Ja, kein Problem, wir können gern vorbei kommen.


Unser Weg führte uns durch Ortschaften, die alle zweifellos ungarisch geprägt sind. Vielerorts hing die ungarische Flagge an den Häusern und auch die Ortsnamen waren zweisprachig ausgewiesen.

Wir stellten fest, dass wir im Szeklerland sind. Einem Gebiet im Osten Transsylvaniens in dem hauptsächlich ungarisch-stämmige Menschen leben.


Als wir auf dem Pferdehof eintrafen, begrüßte uns ein junges Mädchen in akzentfreiem Deutsch. Hä? Wieso das denn?!

Sie lachte und erklärte, dass ihr Vater Deutscher sei und er uns, zusammen mit ihrer Mutter, später gern etwas zum Abendessen machen würde.

Das Angebot nahmen wir gerne an.


Wir erkundeten zunächst den Hof. Es war alles wunderbar. Es gab jede Menge Tiere: Hühner, Enten, Rinder, Schafe, natürlich Pferde... Und mein persönliches Highlight waren die Schweinchen 😁

Lucy verschwand direkt im Pferdestall 😉 nach einer Weile kam sie freudestrahlend wieder: Lea, die Tochter der Hofbesitzer, habe ihr versprochen, dass sie am nächsten Tag gern reiten dürfte.

Als wir eine Runde über das Gestüt drehten, stellten wir fest, dass alles seine "deutsche Ordnung" und Geradlinigkeit hatte 😉 Alles wirkte sauber, gepflegt und strukturiert.




Abends begrüßten uns Siegfried und Clara in einem kleinen Teil des Restaurants.

Wir bekamen eine große kalte Platte mit traditionellen Köstlichkeiten.

Sie entschuldigten sich, dass sie uns nicht mehr bieten könnten - eigentlich sei die Anlage für Urlauber geschlossen und so spontan wäre nicht mehr machbar gewesen. Doch wir waren mit dem Angebot mehr als zufrieden! Es war unglaublich lecker.

Als Siegfried dann noch erklärte, dass es alles hausgemacht sei, war es umso besser.

Ich war (und bin) begeistert vom Restaurant -Konzept des Hofes: es werden nur Sachen angeboten, die der Hof hergibt. Alle Lebensmittel mit zugekauft werden müssen, sind aus der Region und saisonale Ware.

Ebenso verhält es sich mit den Getränken: neben regionalem Bier, Wein und Wasser gibt es Limonaden, die aus hausgemachten Sirup gemischt werden. Wer also eine klassische Fanta oder Cola möchte, ist hier falsch. Wer aber Bock auf traditionelle Küche mit "guter Herkunft" hat, sollte hier Urlaub machen 😉

Für Deutschland wäre dieses Konzept absolut der Renner. Ob es von den Rumänen angenommen wird, wird sich zeigen, meinte Siegfried. Das Restaurant mitsamt der Pension sind noch ganz neu. Doch die Pferdecamps (Reitstunden und Zelte auf der Wiese), welche schon seit ein paar Jahren im Sommer ausgerichtet werden, hatten so einen Zuspruch, dass Siegfried und Clara nun expandierten.


Wir tranken dazu rumänischen Rotwein und bekamen auch hausgemachten Schnaps.

Nach dem Essen setzten sich die beiden Gastgeber mit an unseren Tisch. Siegfried erzählte uns viel über die rumänische Lebens- und Denkweise.

Natürlich sprachen wir auch über unsere Reise und Siegfrieds und Claras Leben im Speziellen.

Clara ist gebürtige Szeklerin, das heißt, dass sie im Herzen Ungarin ist 😉 Die drei (erwachsenen) Kinder sprechen Zuhause ungarisch, außer wenn sie nur mit Papa sprechen - das geschieht in Deutsch. In der Uni und im allgemeinen Alltag außerhalb wird natürlich rumänisch gesprochen. Und wie überall lernt man Englisch.


Der Abend war lang und informativ. Wir leerten ein paar Gläser Wein und einige Stampfer Schnaps.

Erst sehr spät gingen wir zurück zum Charly.


Ich wollte unbedingt noch duschen - das war ein absolutes Erlebnis. Denn die Duschen befanden sich in einem kleinen Bad im Pferdestall.

Also taumelte ich mitten in der Nacht im Pferdestall umher, suchte nach Lichtschaltern, während die Pferde schnieften und schnauften 😂


Als wir am nächsten Morgen aufwachten, waren wir eingeschneit ❄️ Tags zuvor waren wir ohne Jacken draußen, nun waren Minusgrade.

Während Lucy schon vor dem Frühstück zu den Pferden verschwand, kurierten wir am Vormittag unseren leichten Kater 😉🐱

Es schneite den gesamten Tag, sodass wir auch keine rechte Lust auf einen Stadtrundgang in Sighisoara hatten. Wir beschlossen noch eine weiteren Tag auf dem Hof zu verbringen.



Lucy war mehrfach reiten und vollkommen glücklich. Sie baute einen Schneemann, kam für eine kurze Pause zum Mittag in den Charly - ansonsten war sie den ganzen Tag mit den Pferden beschäftigt. Striegeln, füttern, streicheln, spazieren gehen, und was noch so alles anfällt.

Weil's so schön war, bat sie, dass wir noch eine dritte Nacht hier bleiben könnten. Na gut, dann machen wir das so ... Statt eine Nacht bleiben wir nun 3 Nächte 😉



Am nächsten Tag hörte es auf zu schneien und die Sonne ließ sich wieder blicken. Weil uns Kind natürlich wieder bei den Pferden war, nutzten Rico und ich die Gelegenheit, die Gegend per Fuß zu erkunden.



Das Gut Falkenhof ist von kleineren Bergen umgeben, sodass wir eine nette kleine Wanderung machen konnten.


Es waren 4 entspannte Tage. Doch dann wollten wir auch weiter.

Also auf nach Sighisoara.

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