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AutorenbildIsabel

Albaniens Todesstaße

Die Nacht in Canyon-Nähe haben wir gut verbracht, allerdings gab es einen Kälteeinbruch. Die Nachttemperaturen lagen bei bis zu minus 7 Grad.


Wir beschlossen Richtung Gjirokastra aufzubrechen. Die Stadt der 1000 Stufen wurde zum Weltkultur-Erbe der UNESCO erklärt und könnte ja auch recht sehenswert für uns sein.


Kurz zuvor haben wir noch einen kleinen Spaziergang durch begehbare Abschnitte des Canyons gemacht. Die Klippen beeindruckten uns aufs Neue. Allerdings haben wir die Wanderung aufgrund des eisigen Windes recht kurz gehalten 😉

(Auf dem vorletzten Bild sieht man übrigens Eiszapfen an den Felsen 🥶)



So ging es nun weiter Richtung der besagten Stadt.

Von der anfangs gut ausgebauten Schnellstraße wurden wir bald auf einen schmalen Bergweg geleitet. So weit, so gut. Schließlich haben wir ja schon Erfahrungen mit Schotterpisten und unser Charly ist ja auch absolut off-road-tauglich....

Plötzlich standen wir vor einer Brücke direkt über den Canyon (Höhe ca 80 m) - Breite ca 3 Meter, bestehend aus rostigen Stahlträgern und Holzblanken. Wie jetzt?! Da drüber?! Mit unseren 8 Tonnen???

Kurz nochmal das Navi kontrolliert - mh, es gibt keinen anderen Weg nach Gjirokastra - wir MÜSSEN also da lang.

Wird schon sicher sein 🤷🏻‍♀️



Charly in Position gebracht - Gas geben - Luft anhalten - Augen zu

Geschafft!!!! 🥵


Einige hundert Meter weiter kam eine weitere Brücke 🙈 die war zwar nur knapp 1,5m hoch... War diesmal aber noch schmaler, hatte kein Geländer und bestanden aus paar Steinen mit einer ziemlich dünnen Betonplatte oben drauf.

Ich habe gleich gesagt, dass wir da nicht drüber fahren sollten, doch Rico stieg aus und nahm die Brücke in Augenschein. Etwas kritisch meinte er dann, dass sie das schon schaffen könnte.

Es kam auf einen Versuch an 🙈

Auch diese Brücke hielt Stand 💪🏻


Zum Glück fährt man ja nur einmal schnell über so eine Brücke und hat es dann geschafft 😉


Nun weiter auf besagter Schotterstraße. Diese wurde immer unwegsamer. Aus kleinen Schlaglöchern wurden "Schlagtäler"... Es wechselte Schotter zu Geröll, dann hin zu Matsch und Schlamm. Teilweise alles in Schieflage und mit regelrechten Schanzen.

Teile der Strecke führten direkt am Feldrand entlang oder direkt am Abgrund.

Auf dem Weg lagen oft große Gesteinsbrocken, die vermuten ließen, dass es regelmäßig Geröll-Fall gibt...

Und selbstverständlich gab es gelegentlich auch noch Gegenverkehr 🤷🏻‍♀️

Und nicht zu vergessen sind die Haarnadelkruven...


Wir schraubten uns auf diese Art immer weiter den Berg hoch. Die Straßenverhältnisse wurden mit zunehmender Höhe noch grausamer, da nun auch noch Schnee und Eis dazu kam 🙈❄️


Als wir dann in ein kleines Dörfchen kamen, war die Durchfahrt mit einem Schild markiert, welches zu verstehen gab, dass man zwingend 4x4 für die folgende Strecke benötige. Hä?! Jetzt erst??? Die ganze Straße zuvor war doch schon kaum mit einem normalen Auto machbar?!

Da wurde mir doch gleich ganz anders 🙈

Wenn nun schon solch ein Hinweis angebracht wurde, konnte man darauf schließen, dass es die nächsten Kilometer NICHT BESSER werden würde 😫🤮

Der Schnee wurde auch immer dichter und so beschlossen wir, erst einmal anzuhalten, zu verschnaufen und den Weg per Fuß zu erkunden.

Während Lucy und Rico die Strecke checkten, wartete ich im Auto (schließlich blockierten wir die komplette Fahrbahn)


Plötzlich erschien neben meiner Tür eine kleine alte Omi. Sie lächelte und winkte freundlich. Ich versucht ihr zu erklären, dass wir geradeaus nach Gjirokastra wollten. Sie winkte ab und sagte immer wieder "Katastrophe Katastrophe!!!!" . Ok, das war der Moment, in dem ich für mich beschlossen hatte, dass wir umdrehen. Wenn Einheimische sowas sagen, sollte man sich das zu Herzen nehmen!


Rico und Lucy kamen nach einer ganzen Weile zurück. Zum einen erklärten beide, dass es a***-glatt sei, zum anderen haben sie gesehen, dass in der Ferne wohl ein Stück der Strecke abgestürzt sei 😱

Gut, somit brauchte ich gar nicht groß von meiner Begegnung mit der freundlichen Dame zu erzählen, um uns vom Rückzug zu überzeugen.


Wie wir dann versuchten, auf der eisigen Straße rückwärts zu fahren und eine passende Wendestelle zu finden, erschien die Omi nochmals. Dieses Mal brachte sie Verstärkung mit. Das junge Mädchen stellte sich auf Ricos Seite und redete gebrochen englisch. Super lieb, aber auch etwas aufgebracht, gab sie uns zu verstehen, dass wir keinesfalls die Straße nach Gjirokastra nutzen sollen. Wir versuchten zu erklären, dass wir rumdrehen werden. Jedenfalls rief sie plötzlich ihren Vater an und reichte uns ihr Handy. Dieser flehte uns regelrecht an, nicht diese Straße zu fahren. Als ich ihm versicherte, dass wir wieder zurück fahren werden, war er beruhigt und bedankte sich mehrfach 🙈

Nun war auch das Mädchen (und die Omi) beruhigt. Sie luden uns auf eine Tasse Kaffee ein 😊 da wir aber selbst sehr aufgeregt waren und endlich einfach von dieser blöden Straße runter wollten, haben wir dankend abgelehnt.


Endlich irgendwie umgedreht ging es die "Straße" wieder abwärts. Und dann auch wieder über diese dämlichen dürren Brücken 😫


Als wir unten waren, haben wir alle durchgeatmet...

Leute... Falls ihr mal etwas von der "Todesstaße in Bolivien" gehört haben solltet- ich denk ja, die ist ein Scheißdreck dagegen 😂😂😂


Übrigens: der ganze Spaß dauert ca 2 Stunden und belief sich auf ungefähr 10 Kilometer 😂😂😂😂


Nach einer ausgiebigen Pause beschlossen wir eine Alternativ-Route nach Gjirokastra zu finden.

Das ging zwar in eine andere Richtung, aber zumindest war die Straße asphaltiert.

Wir probierten also erneut unter Glück.

Tolle zweispurige Schnellstraße, kaum Verkehr - und plötzlich endete sie 🤷🏻‍♀️ Mitten in einem Berg. 😂😂😂

Also wieder rumdrehen 🙄🙄🙄


Die allgemeine Stimmung fiel zunehmend 🙈

Seit Stunden unterwegs und doch kaum voran gekommen.


Die Infrastruktur ist (wie man nun vermuten kann) nicht mit deutschen Verhältnissen zu vergleichen.

Es gab von diesem Canyon aus lediglich 3 Straßen. Die, über die wir gekommen sind und die anderen beiden, die wir an diesem Tag gefahren sind.

Wie geht's nun weiter?! 🙈


Blieb nun also nur noch der ganz große Rückzug: ALLES wieder zurück 🙈🙈🙈


Weil nun alle genervt waren, wurde der Plan "Gjirokastra" kurzerhand über Bord geworfen und wir beschlossen 150 km an den Strand zu fahren.


Die Ankunft war zwar abends im Dunkeln, aber der Anblick am nächsten Morgen entschädigte für die wilde Irrfahrt am Vortag 😉



Wir verweilten hier zwei entspannte Tage, bevor wir zum "Blauen Auge" aufbrechen und einen neuen Versuch nach Gjirokastra machen wollten.

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