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AutorenbildIsabel

Zurück in Deutschland

Seit wenigen Tagen sind wir nun wieder in Deutschland. Doch nur auf der Durchreise.

Wir sind auf dem Weg Richtung Calais um dort die Fähre nach Großbritannien zu nehmen.

Zuvor müssen wir allerdings durch unser altes Heimatland.


Ein merkwürdiges Gefühl nach 8 Monaten wieder hier zu sein...


Am ersten Tag waren wir direkt in einem deutschen Supermarkt. Es fühlte sich seltsam an, alles Lesen zu können, die Lautsprecheransagen verstehen zu können und der Dame an der Kasse auf deutsch zu sagen, dass ich gern mit Karte bezahlen möchte und keine Quittung benötige. Das hab ich die letzten Monate sooo oft auf Englisch gesagt, dass ich tatsächlich kurz überlegen musste 😂


Lebensmittel in Deutschland einkaufen ist super. Nein, nicht wegen der Auswahl oder Qualität - das gibt's überall anders auch. Aber die Preise sind wirklich unschlagbar.

So günstig haben wir lange nicht mehr eingekauft....


Ansonsten ist es für uns eher anstrengend in Deutschland zu sein.

Alles ist hektisch und stressig.

Für alles gibt es Regeln und Verbote. Das ist einem nicht so sehr bewusst, wenn man zwischen drin lebt, aber nach 8 Monaten in denen es anders war, fällt es arg auf - und nervt 🙈


Bleiben wir mal beim oben erwähnten Supermarkt-Besuch.

Der Landen selbst war relativ leer.

An der Kasse standen einige Menschen.

Direkt hinter uns stand eine ältere Dame mit größerem Einkauf, und zwei junge Frauen mit zwei oder drei kleinen Artikeln stießen dazu. Sie fragten die Ältere, ob sie vielleicht schnell vor könnten - "Nein! Hinten anstellen!" (Jaja, herzlich Willkommen in Deutschland)

Weiter ging das Spektakel, dass die Alte sich ausließ "Die können hier mal eine zweite Kasse aufmachen!"


Seufz.


Als wir dran waren, stellte ich fest, dass es hier ja nur einen winzigen, kurzen Bereich nach der Kasse gibt, auf dem die Ware liegen kann.

In so ziemlich allen anderen Ländern gibt's (in größeren Märkten) zwei "Auslaufbänder", auf denen man seinen Einkauf entspannt in den Wagen sacken kann, selbst wenn schon der nächste Kunde dran ist....


Diese hektische Kassiererin, die alles in einem Affenzahn über den Scanner gezogen hat und Rico gar nicht mit einpacken hinterher kam. Eigentlich ist er bei sowas echt ruhig - aber als wir raus sind, stöhnte er und meinte, er war kurz davor die Kassiererin anzubrüllen 😂 ungewohnte, aggressive Worte meines Mannes 😂


Man fühlt diesen Stress einfach überall.

Beim Fahren auf der Straße - alles geht schnell und hektisch zu, jeder will der erste sein.

Die Autos, die mit 180km/h und noch schneller auf den Autobahnen lang blasen, habe ich in der Tat nicht vermisst (aber vergessen)


Doch nicht nur diese Hektik setzt uns zu, sondern auch die grimmigen Gesichter.

Immer. Überall.


Frei stehen ist in Deutschland schwierig, weil's nicht erlaubt ist und auch seltenst geduldet wird.

Zwar hatten wir einmal einen freien Stellplatz, doch meist müssen wir auf offizielle (und somit kostenpflichtige) Plätze zurück greifen.

So waren wir zum Beispiel auf einem WoMo-Stellplatz - wo uns die Platzwärterin erstmal ne Platzordnung mit 15 Regel in die Hand gedrückt hat 🤮

Auf dem Weg zu Strand sahen wir eine riiiiesige Tafel mit Dingen, die ich dort zu tun und zu lassen habe...

Wo man geht und steht, trifft man auf Verbote.

Ja, ich höre einige von euch sagen: "Das muss ja auch so! Es kann doch nicht jeder machen, was er will!!!"

Da kann ich nur sagen: in anderen Ländern geht's auch ohne sowas. Teilweise sogar besser... In Litauen Bedarf es zur Nutzung der "Wunderplätze" im Wald keine Regel-Schilder. Die Einheimischen denken von sich aus soweit, die Bänke usw pfleglich zu behandeln, kein Müll liegen zu lassen und auch die Feuerstellen mit den Utensilien ordentlich für den Nächsten zu hinterlassen. Und richtig verrückt: die Litauer nutzen die aufgestellten, sauber und gepflegten Toilettenhäuschen im Wald. Da pieselt kein Mann wild an einen Baum...


Wenn man's alles mal mit dem 8-monatigen Deutschland-Abstand betrachtet

bekommt man den Eindruck, dass der gemeine Deutsche nicht selbständig denken kann/ soll/ darf.


Komisch war für uns auch die Tatsache, dass man hier ja gar nicht überall mit Karte zahlen kann 🙈

Andere Länder sind wesentlich fortschrittlicher was alternative Bezahlung betrifft.


Ich war hier in einem Self-Waschsalon, in dem nur mit Bargeld bezahlt werden konnte. Absolut umständlich in meinen Augen 🙈

Als ich unsere Wäsche zusammenlegte, kam ein Litauer in den Salon, der las die Bedienungshinweise und fragte mich dann, ob man hier wirklich nur mit Bargeld zahlen kann. Ja. Tatsächlich.

Leicht genervt und irritiert trabte er also erstmal zum nächsten Geldautomaten und kam eine Weile später wieder.

Witzig war auch mein erster Eindruck von dem ganzen Waschsalon. Alles schön sauber und gepflegt mit allem, was so ein Teil haben muss.

Aaaber ich stand eine gefühlte Ewigkeit vor der Tafel mit Bedienungshinweisen.

Als ich wohl etwas verwirrt rauskam um die Wäsche zu holen, fragte Rico, was los sei. "ich weiß gerade nicht, was ich machen soll" - "Hä? Das ist doch alles auf Deutsch??!"

Stimmt schon. Aber eben absolut umständlich und schwierig 😂😂😂


Mein Fazit zum Besuch in Deutschland:

Ein bisschen mehr Gelassenheit, "über den Tellerrand schauen" und weg vom Paragraphen-Gereite täte Deutschland bestimmt ganz gut.

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2 Comments


Thor Asgard
Thor Asgard
Sep 06, 2023

Hallo Isabel, die Eindrücke die du von Deutschland hast, diese habe ich schon seit Jahren. Du weißt ja das ich Monteur bin und in ganz Deutschland rum komme. Habe auch schon in Spanien, Österreich und der Schweiz gearbeitet und ich muss sagen, in den drei genannten Ländern habe ich am liebsten gearbeitet. Es war entspannt, nicht nur das Arbeiten sonder auch das private Leben. Ich habe die Menschen als Monteur kennengelernt und nicht als Tourist, das ist ein großer unterschied. Wir Deutschen müssen erst wieder leben lernen.

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Isabel
Isabel
Sep 06, 2023
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Danke für deinen Kommentar ☺️

Ja, das kann ich mir vorstellen, dass man schneller merkt, wie wir in Deutschland ticken, wenn man so wie du, oft in anderen Ländern arbeiten. Ich gebe zu, dass ich wirklich etwas geschockt war, weil ich das eben erst jetzt gemerkt habe. Es ist traurig zu sehen, wie gehetzt und unzufrieden die Deutschen sind. Und ich gebe dir absolut Recht: Deutschland muss wieder viel lernen.

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