In meinem letzten Bericht erzählte ich, dass wir uns im Norden Griechenlands Richtung türkische Grenze bewegen. Inzwischen sind schon in der Türkei!
Die letzten Tage in Griechenland waren ereignislos. Wir hopsten von einem schönen Strand zum nächsten. Hübsch, aber ehrlich gesagt auf Dauer etwas langweilig 😉
Für Sonntag hatten wir die Einreise in die Türkei geplant.
Von vielen Reisenden hörten wir unterschiedlichste Geschichte über die türkische Grenze. Allen gemein war allerdings, dass man einige Stunden Zeit einplanen sollte. Zwischen 5 und 8 Stunden waren ganz normale Zeitangaben 🙈
Einige berichteten auch, dass die Reisemobil sehr streng und intensiv durchsucht wurden.
Wir haben uns gründlich mit den Einreise- und Einfuhrbedingungen in die Türkei beschäftigt und waren safe. Alles war korrekt und theoretisch sollten wir diesbezüglich keine Probleme haben...
Auch die Bedingungen für die Einreise unseres Hundes checkten wir nochmals - auch hier war alles in Ordnung.
Als wir am Sonntag Morgen zur Grenze fuhren, waren wir dennoch aufgeregt. Die Ausreise aus Griechenland war verwirrend und leicht. Dann ging es über eine mit Stacheldraht gesicherten Brücke zur türkischen Einreise... Bewaffnete Soldaten standen an der Einfahrt.
Dann sahen wir das Grenzgebäude. Die ganze Familie hatte den gleichen Gedanken: "Wow!"
Riesig. Beeindruckend. Sauber. Modern. Strukturiert.
Kurz: der schönste Grenzübergang, den wir je gesehen haben.
Es war ein großes, verglastes Gebäude, an welches sich die "Grenzhäuschen" anschlossen. Neben den Fahrspuren gab es einen hübsche gepflegte, parkähnliche Anlage mit Bäumen, Steingarten und kleinen Hecken.
Über den verspiegelten Häuschen hingen große Monitore, auf welchem im Wechsel Einreisehinweise und die Türkische Flagge erschien. Das Bild der Flagge war animiert, sodass es schien, als wehte sie im Wind.
Nirgends lag Müll auf dem Boden.
Als nächstes fielen uns die vielen Grenzpolizisten auf. Sie lachten und erzählten freundlich miteinander.
Wir stellten uns an eine der beiden PKW - Schlangen an. Vor uns befanden sich 5 oder 6 Autos. Ein Beamter kontrollierte jeden Kofferraum. Allerdings nur sehr oberflächlich.
Auch in der anderen Reihe beobachteten wir dieses Vorgehen - der Polizist näherte sich dem Fahrzeug, der Fahrer stieg aus und öffnete den Kofferraum. Der Polizist schaute kurz auf die Rückbank, dann in den Kofferraum. Manchmal schob er Koffer oder Beutel beiseite und ging auch schon weiter zum nächsten Auto.
Als der Polizist mit der Kontrolle des PKWs vor uns begann, sagte ich zu Rico, dass er sich schon mal bereit machen könne- jetzt seien wir gleich an der Reihen.... Ähm... Na oder eben nicht - denn der Polizist dreht vor uns um und verschwand. Ok, dann würden wir vielleicht später kontrolliert werden.
Wir beobachteten weiter das Geschehen. In unserer Reihe stockte es derweil mit der Passkontrolle. Grund dafür waren zwei Frauen aus der Putzkolonne, die gerade im Grenzhäuschen sauber machten. 😂 Das zog sich einige Zeit, aber so konnten wir das weitere Vorgehen an der anderen Reihe nachvollziehen.
Das Auto fuhr zum Grenzschalter, ALLE Innensassen stiegen aus und gingen mit dem entsprechenden Pass zum Beamten. Kurz darauf stiegen sie wieder ein und fuhren einige Meter weiter zum nächsten Schalter. Was wurde dort gemacht?! Das war uns nicht ganz klar...
Nach ca 20 Minuten waren die Putzfrauen fertig und die Passkontrolle ging auch bei uns weiter. Als wir kurz darauf an der Reihe waren, stiegen wir mit unseren Pässen aus und reichten sie dem Beamten. Er erklärte uns freundlich, dass jeder in eine Kamera schauen musste. Irre. So eine moderne, digitale Kontrolle hatten wir bisher nirgends.
Nach wenigen Minuten war dieser Check erledigt und wir rollten mit unserem Charly zum nächsten Fenster.
Man verlangte hier unsere Fahrzeugpapiere und nochmals den Pass des Fahrzeughalters. Unser Charly wurde nun registriert.
Danach gelangten wir an einen großen Platz. Hier gab es neben den Duty-Free-Shops auch einen Telefonladen. Perfekt, da konnte ich uns gleich eine SIM-Karte fürs Internet besorgen. Ich entdeckte auch gleich mehrere Geldautomaten und holte uns ein paar türkische Lira.
Super, so waren gleich zwei Punkte erledigt, die immer am wichtigsten sind, wenn wir in ein neues Land einreisen.
Nach meinem kleinen "Einkauf" ging's weiter an das Häuschen des Zolls.
Kaum dass wir ran fuhren, begrüßten die Beamten meinen Mann freundlich mit "Hallo Rico" 😂 (unser Kennzeichen wurde ja registriert und wurde hier mittels Kamera ausgelesen. Der Name der Halter erschien bei den beiden auf dem Monitor)
Sie fragten, ob wir ein Motorrad dabei hätten. Als wir verneinten, öffnete sie die letzte Schranke, wünschten gute Reise und wir waren in der Türkei.
Leicht verwirrt. Wars das schon??? So schnell??? Und so nett??? Ohne Kontrolle??? Ja. Echt. Alles in allem waren wir eine Stunde an der Grenze (sowohl Ausreise aus Griechenland als auch Einreise in die Türkei)... Und das auch nur, weil wir die Reihe mit dem Putztrupp erwischten. 😉
Wir suchten uns einen Stellplatz in einem Städtchen namens Süleymanpaşa/Tekirdağ. Dort hatte Lucy einen Wollladen ausfindig gemacht, den sie unbedingt aufsuchen wollte. Da dieser sonntags geschlossen hatte, blieben wir über Nacht.
Rico und ich schlenderten am späten Nachmittag durch den Ort. Wir waren immer noch ganz geflasht von unserer "Grenzerfahrung". Es war sooo einfach und super freundlich... Und wir waren zuvor so aufgeregt 😅 Doch nicht nur davon waren beeindruckt: auch die Straßen, die wir nach der Grenze gefahren sind, waren der Hammer! Perfekte, riesige, gerade Straßen. Unglaublich.
Immer noch diesen Gedanken verarbeitend, liefen wir durch den Park von Tekirdağ. Große, weiße gepflasterte Wege umgeben von Grünflächen mit akkurat gemähtem Rasen... Darauf standen in unregelmäßigen Abständen große Kunstskulpturen aus Marmor.
Es gab einen tollen bunten Kinderspielplatz, einen Fitness-Parcours mit diversen Sportgeräten und sogar einen Spielplatz für Hunde! Darauf befanden sich unterschiedliche Geräte, über die die Hunde springen, hindurch kriechen, drüber laufen und wippen können. Verrückt 😃
Im Park gab's auch einen künstlichen Wasserfall, mit künstlichem, kaskadeartigen Bachlauf, der dann in einem künstlichen Teich mündete - auf dem echte Gänse leben. Mit "künstlich" meine ich, dass es tatsächlich so aussah. Alles war in einen "Plastik-Türkisblau"... Wisst ihr, was ich meine?!
Über diesen künstlichen Teich führte ein Holzsteg mit einem Rosenbogen...
So kitschig und skurril hässlich... Dass ich wirklich lange darüber nachgedacht habe, ob ich es vielleicht tatsächlich cool finde 😂
Rico und ich genossen noch ein bisschen das rege Treiben des Ortes (anscheinend war gerade Jahrmarkt - überall gab's Fahrgeschäfte). Wir waren beeindruckt, wie sauber und ordentlich es hier war.
Am nächsten Morgen machte ich mich mit Lucy auf zum Wollladen 🧶
Mein Kind ist derzeit damit beschäftigt, eine Kuscheldecke zu häkeln. In Albanien hatten wir bereits einige Wollknäuel gekauft, welche nun allerdings nicht ausreichen.
Vorm Geschäft standen schon einige große Körbe mit Wolle. Wir schauten und berieten, als uns ein Mann ansprach. "Kann ich euch helfen? Ich spreche nämlich Deutsch" - das hörte ich. Reines Deutsch, akzentfrei. Ich war überrascht. Er erklärte, dass er in Deutschland geboren wurde und viele Jahre dort lebte.
Jedes Mal sind wir erstaunt, wie viele Menschen wir schon auf unsere Reise getroffen haben, die in Deutschland gearbeitet und gelebt haben (und dann eben auch Deutsch sprechen)
Nach kurzem Suchen fand Lucy das richtige für ihre Decke und wir verließen das kleine Lädchen.
Beim Charly angekommen, machten Rico und ich uns nochmals auf den Weg in die Stadt. Wir mussten unseren LKW für das hiesige Mautsystem anmelden. Dies muss auf einer Poststelle gemacht werden. In der ersten Postfiliale sagte man uns, dass es da leider nicht möglich sei- wir müssten in eine große Filiale. Mist, wo finde n wir denn so etwas? Doch als uns eine freundliche Kundin, die hinter uns an der Schlange stand, erklärte, dass sich diese ca. 500m entfernt befand, machten wir uns gleich auf den Weg.
In der großen Postfiliale sprach die nette Türkin kaum Englisch, aber dennoch haben wir es irgendwie gebacken bekommen 😉
Nun hat unser Charly einen Aufkleber in der Scheibe und wir sind berechtigt, Mautstrecken zu fahren. 🚚
Alles erledigt, starteten wir auf nach Istanbul!
Ja, richtig! Ricos Wunsch an unseren Türkei-Aufenthalt: er möchte unbedingt mit Charly DURCH Istanbul über den Bosporus.
Tags zuvor hatten wir uns spontan entschieden, einen Stopp in der Metropole einzulegen. Nicht weit vom Zentrum fanden wir einen Stellplatz von dem wir die Stadt fußläufig erreichen konnten.
Die "Einfahrt" nach Istanbul war schon absolut krass. Wieder fuhren wir auf einer riesigen, qualitativ hochwertigen Straße. Links und rechts jagte ein bunter Laden den nächsten. Ein bombastisches Einkaufscenter traf auf ein weiteres. Überall sahen wir Hochhäuser, teils in ausgefallen-modernen Designs... Und eben unglaublich viel Verkehr.
Beeindruckend, aber eben auch absolut überfordernd für mich. So viele Eindrücke.
Ich bewunderte Rico, wie er so entspannt zwischen dem wilden Gewusel fährt. Alles im zügigen Tempo bei Geschwindigkeiten zwischen 60 und 70 km/h.
Leider fehlen mir die Möglichkeiten, das ganze Geschehen in Worte zu fassen... Es war irre. Aber mein Mann war ruhig und hatte sogar Spaß dabei 😃🥰
Spätestens beim 3ten Motorrad- oder Mopedfahrer, der sich rechts zwischen Leitplanke und Charly durchquetschen möchte, hätte ich definitiv die Nerven verloren. Ja, tatsächlich meine ich Leitplanke! Es gab keinen Standstreifen oder ähnliches...
Unser Stellplatz war nicht schön, aber zweckmäßig. Es handelte sich um einen Parkplatz des Fußballvereins, der großteils als Wohnmobil-Stellplatz genutzt wird.
Er war bewacht, sicher und praktisch gelegen- mehr brauchen wir in einer Großstadt nicht. In diesem Fall ist er sogar auch ziemlich preiswert. Was wollten wir also mehr.
Kaum angekommen, machten wir uns auf zu unserer Sightseeing Tour.
Ich wollte unbedingt die Blaue Moschee sehen, Rico die Hagia Sophia und Lucy wollte den Basar besuchen.
Schon unser Weg zum ersten Punkt zeigte uns Istanbul, wie es leibt und lebt. Wir liefen durch kleine Gassen. An den Seiten reihten sich die Geschäfte, auf der Straße befanden sich Menschenmassen. Immer wieder fuhren Autos hindurch oder Rollerfahrer bahnten sich ihren Weg.
Ich hatte Orle dicht neben mir an der Leine und merkte schnell, wie die Menschen zur Seite gingen, als sie das Tier sahen. Als Orly dann auch ab und an bellte (es gibt in Istanbul unglaublich viele Katzen 🐱), steigerte sich das ganze und die Menschen sprangen förmlich zur Seite 😅
Nach einer kleinen Ewigkeit in den trubeligen Gassen erreichten wir den großen Platz, auf welchem sich die Blaue Moschee und die Hagia Sophia befinden.
Mann, Kind und Hund suchten sich eine Bank in der Sonne, während ich die Moschee besichtigte.
Zuvor hatte ich etwas Sorge in ein Fettnäpfchen zu treten. Schließlich kenne ich mich nicht mit den Gepflogenheiten des Islams aus und wollte gern respektvoll diese andächtige Gebetsstätte besichtigen. Meine Ängste waren unbegründet. Zum einen gab es zahlreiche Tafeln, auf denen alles erklärt stand. Zum anderen waren natürlich zahlreiche Touristen dort, denen es genauso ging.
Es war ganz einfach: ich musste mir mein Tuch über den Kopf legen und meine Schuhe ausziehen. Fertig.
Von außen war die Moschee aufgrund ihrer Größe schon beeindruckend. Doch von Innen war empfand ich sie einfach nur als "wow".
Durch die blauen Fenster fiel das Licht, an den Wänden und Decken findet man Ornamente teils als Mosaik. Mit kräftigen Farben und etwas Glitzer und Gold.
In der Mitte hängen viele kleine Lampen ähnlich Lichterketten.
Der gesamte Boden besteht aus Teppich. Auf dem im vorderen Bereich der Moschee auch einige betende Männer knieten.
Ich schaute mich ein wenig um, und verließ auch schon bald wieder das Gebäude. Zwar war ich sehr beeindruckt, fühlte mich aber als Tourist fehl am Platze, als ich die betenden Menschen sah.
Auf den Weg zum Großen Basar kamen wir an der Hagia Sophia vorbei. Ebenfalls ein riesiges, beeindruckendes Bauwerk.
Wir schauten hier aber nur von außen.
Mit Orle wollte ich nicht über den Basar. Schon von weitem sahen wir extreme Menschenmassen. Hund und ich suchten uns einen Platz an der Seite, während sich Rico und Lucy ins Getümmel stürzten. Ich rechnete damit, sie nun mindestens eine Stunde nicht wieder zu sehen. Doch nicht mal eine halbe Stunde später waren die beiden schon wieder da. Auf so viel Gedränge hatten sie dann doch keine Lust. Das Angebot der Händler war zwar toll, aber aufgrund der Menge auch überfordernd.
So suchten wir uns in einem kleinen Restaurant etwas zum Abendessen und gingen anschließend wieder Richtung Charly.
Wie bereits geahnt, war die Nacht sehr laut. Aber egal, dafür waren wir eben mitten in Istanbul - die einzige Stadt, die auf zwei Kontinenten liegt.
Heute Morgen ging es dann quer durch Istanbul. Rico erfüllte sich seinen Wunsch und wir fuhren über eine der beiden Brücken über den Bosporus. Der Verkehr war, wie auch schon Tags zuvor, atemberaubend. Der Moment, als wir über die Brücke fuhren war großartig. Überall sahen wir Moscheen und hatten einen guten Blick auf die gesamte Stadt. Hier und da wehten riiiiesige Türkische Flaggen, deren rot im Sonnenlicht glänzte.
...und plötzlich lasen wir auf einem Schild am Straßenrand: "Welcome to Asia"
Juhu 🥳 wir haben zum ersten Mal auf unserer Reise den Kontinent gewechselt!
Liebe Grüße nach Asien :-) Wieder ein sehr toller Bericht von eurem Abenteuer. Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht. Bleibt gesund, bis später, Dierk BTW. Das mit den fehlenden Bildern ist echt schade. Wollen wir da noch mal überlegen?
Fast wie bei meiner Radreise, doch auf der Brücke mit dem Rad fand die Polizei nicht lustig! Viel Spaß und viel Zeit für Eindrücke.