Im November in Deutschland trafen wir einen Bekannten. Er ist ein Fan Italiens, war schon oft in dem wunderschönen Mittelmeer-Land und kennt einige Regionen. Als wir ihm erzählten, dass wir nach Sizilien wollen, meinte er, dass ihm die Insel nicht sehr gefallen hat - und wir uns nicht zu viel davon versprechen sollen.
Jetzt sind wir seit 5 Wochen auf Sizilien. Uns gefällt es ausgesprochen gut. 😃
Jeder von uns Dreien mag die italienische Insel aus anderen Gründen - aber unterm Strich dann doch wegen der gleichen Dinge.
Rico gefällt hier, neben der abwechslungsreichen Natur, besonders das Wetter und die Temperaturen. Im Vergleich zu anderen Ländern, die auf unserer Route liegen, ist es auf Sizilien noch ein ganzes Stück wärmer. Außerdem gibt es auf Sizilien wunderschöne Küsten, die zum Angeln einladen 🎣
Lucy liebt das Meer mit den Stränden und vor allem die Palmen. Sie sagte immer, dass Palmen für sie die "Fröhlichkeitsbäume" sind, so wie es für mich eben die Zitronenbäumchen sind 😉
Für mich ist es das gesamte Flair. Die Sizilianer strahlen (trotz ihrer temperamentvollen Fahrweise) eine Ruhe und Entspanntheit aus- das mag ich.
Außerdem erfreuen wir uns alle drei immer wieder an der tollen Landschaft. Manchmal felsige Klippen, dann wieder ein schöner Sandstrand, oder auch direkt am Ätna. Auch die Flora macht hier einfach gute Laune. Es fühlt sich sehr frühlingshaft an- überall blüht es. Die ganzen Mandarinbäumchen und Zitronen hatte ich ja bestimmt schon ein- oder zweimal erwähnt 😜 und dennoch erfreue ich mich täglich weiter daran. Hinzu kommen die unzähligen Kakteen. Teilweise sind wir durch Landstriche gefahren, auf denen hektarweise Kakteen standen- absolut spektakulär.
Wir hatten auf Sizilien einige Male richtig schöne Stellplätze, auf denen wir mehrere Tage zugebracht haben - was eher untypisch für uns ist.
Mich fasziniert hier aber auch die Nähe zur Urgewalt. Immer wieder hatten wir hier direkt den Vulkan im Blick.
Atemberaubend, wenn man beobachten kann, wie Rauchwolken aus dem schneebedeckten Berg aufsteigen. Oder als wir durch die alten Lavafelder gewandert sind und rings um uns zahlreiche Vulkangrater sehen konnten.
Fährt man durch die naheliegenden Dörfern, hat man das Gefühl, dass überall auf den Dächern, an den Fassaden oder am Straßenrand ein Hauch von Asche liegt.
Wie ist es wohl, permanent mit der Macht der Natur zu leben? Ich meine, diese eben auch immer vor Augen zu haben?
Für mich ist es jedenfalls ein ganz besonderes Erlebnis, den Ätna so hautnah erleben zu können.
Auch heute haben wir uns wieder einen Stellplatz gesucht, von dem wir den Vulkan sehen können. Stellt es euch einfach vor: wir stehen am Strand, Meeresrauschen in den Ohren und können Ätna beobachten, wie er mit Rauchschwaden den Himmel dekoriert.
Um aber auch hier "echt" zu bleiben, darf man natürlich nicht nur von den positiven Seiten sprechen. Denn auch auf Sizilien ist nicht alles Gold was glänzt.
Eine wirklich unschöne Sache ist das Problem mit dem Müll. Ich möchte es an dieser Stelle nicht unnötig ausschmücken, denn das habe ich (denke ich) schon oft genug getan. Bergeweise Müll an Straßenrändern, in Ortschaften oder auf Feldwegen. Leider ein Punkt, an den wir unser Auge wohl schon ein Stück gewöhnt haben. Auf Sizilien ist es weder schlimmer noch besser als in anderen Ländern, in denen ich von diesem Missstand berichtete.
Eine Sache, die uns hier aber richtig schockiert hat, waren die Gewächshäuser. Ganze Regionen sind flächendeckend mit Folientunneln und Einweg-Gewächshäusern zugebaut. Es ist zum einen einfach optisch wahnsinnig hässlich, zum anderen auch auf unterschiedliche Weisen absolute Katastrophe für die Umwelt.
Ich gebe zu, dass auch wir gelegentlich im Winter Tomaten oder Zucchini gekauft haben. Selbstverständlich war uns klar, dass die aus Gewächshäusern in mediterranen Kreisen stammen mussten. Wenn auch nur super selten, weil's eben auch einfach nicht nach "Sonnenreife" schmeckte.
Doch habe ich ganz deutlich gemerkt, was für einen Unterschied es macht, es "theoretisch" zu wissen und das ganze Ausmaß in live zu sehen.
Das Problem ist ja nicht nur die Ästhetik der Landschaft. Haben die Folien ausgedient, entsteht tonnenweise Plastikmüll, der dann einfach in die Natur geschmissen wird. Neue Plastikplanen müssen produziert werden, was auch nicht pralle für die Umwelt ist. Und auch die sind nicht ewig in Benutzung- also wieder Müll.
Außerdem benötigt das Gemüse darunter unglaublich viel Wasser - und das in einer Region, die im Grunde fast immer unter Wasserknappheit leidet.
Hinzu kommen die Bedingungen für die Arbeiter. Ich möchte mir nicht ausmalen, was darunter für eine Luft ist. Und das ganze dann auch im Sommer bei Außentemperaturen von knapp 40°C im Schatten.
Wir haben Kontakt zu anderen Reisenden in Spanien. Dort gibt es ja das gleiche Problem. Um es ganz klar zu sagen: dort ist das Ausmaß an der Fläche, die mit Plastikhäusern und -tunneln zugebaut ist ja noch wesentlich größer.
Ich weiß, dass nun einige von euch sagen, dass die Leute hier damit ja schließlich auch Geld verdienen. Mh, ja klar, das stimmt. Doch gibt es genügend Dinge, mit denen Geld verdient wird und die entweder für Mensch oder Umwelt nicht in Ordnung sind.... Sicher fallen euch hier selbst einige Dinge ein 😉 (das können wir bei Bedarf auch gern in den Kommentaren besprechen)
Möglicherweise ist diese Denkweise, dass die Italiener froh sein können, weil sie Geld dafür bekommen, etwas kurzsichtig. Oder dient einfach dazu, das eigene Gewissen zu beruhigen?! 😜
Mit Sicherheit gäbe es für die Einheimischen in Italien und Spanien auch andere Möglichkeiten ihr täglich Brot zu verdienen, als mit dieser Umweltsünde für den Mittel- und Nordeuropäischen Tomaten-Bedarf in der kalten Jahreszeit.
Klar ist es einfach, im fernen Deutschland weiterhin solches Gemüse im Winter zu essen. Doch stellt euch vor, dass ihr in einer Region leben würdet, die flächendeckend mit Gewächshäusern zugepflastert sei 😉
Mir ist bewusst, dass sich jetzt der ein oder andere auf den Schlips getreten fühlt. Keine Sorge, ich möchte weder Diskussionen anzetteln, noch habe ich das Bedürfnis euch "zu bekehren" 😁 Es ist ein Punkt, der uns beschäftigt hat- und genau dafür ist mein Blog da.
Uns hat es jedenfalls extrem zum Nachdenken angeregt und die Augen geöffnet. Wir kaufen nun viel bewusster Obst und Gemüse.
Das zur unschönen Seite Siziliens.
Gern können wir aber noch einmal ein Blick auf die schönen Seiten werfen.
Ich möchte euch noch unbedingt zwei Stellplätze vorstellen, die wir vor einigen Tagen hatten.
Zum fanden wir einen ganz wunderbaren Ort am Rande eines Naturschutzgebietes.
Hier standen wir drei Nächte. Unglaublich ruhig, unglaublich schön, unglaublich unglaublich 😜
Unweit von unserem Platz gab's einen Leuchtturm, den wir uns natürlich auch angeschaut haben.
Ein anderer Platz war an einer alten Fabrik.
Hier hatten wir den Lost Place auf der einen Seite, und auf der anderen Seite himmlisch blaues, klares Wasser an Felsklippen. Noch ein paar Meter weiter gab es einen Strand mit herrlichem Sand.
So schön es auf Sizilien auch ist, ganz langsam wollen wir weiter.
Inzwischen stehen wir schon wieder relativ nah an Messina. Von hier aus wird uns die Fähre in ein paar Tagen wieder aufs italienische Festland bringen.
PS: Seit einigen Beiträgen füge ich euch gern ein paar Videos hinzu. Gefällt euch das? Oder mögt ihr lieber nur Text und Bilder?
Hallo:-)
Mir persönlich gefallen auch die Videos!
Das Wetter ist ja traumhaft, das wäre auch mein Wohlfühlklima;-)
Gute Reise!Liebe Grüße aus Zwenke