Ich sitze gerade mit Bier am Grill und warte auf ein Mititei. Rings um uns liegen in weiterer Entfernung ein paar Straßenhunde, angezogen vom fettigen Duft der Steaks.
Doch sie sind nicht aufdringlich. Ganz im Gegenteil - ängstliche Hundis, die sicheren Abstand wahren, aber trotzdem auf etwas Leckeres hoffen.
Die Schatten der Bäume werden länger, Sonne färbt sich langsam rot.
Ja, alles ist wirklich so schön, wie es scheint. 🫶🏻
Seit knapp drei Wochen sind wir in Rumänien. Die Erkenntnis ist der Wahnsinn. Wie schnell doch die Zeit vergeht....
Wir haben uns die letzten Tage entlang der Donau Richtung Osten gearbeitet und sind gestern am Schwarzen Meer angekommen.
Einen Abend hatten wir einen Platz auf einer Wiese, als plötzlich ein Expeditionsmobil auf uns zu rollte. Verrückt, so lange haben wir keinen anderen Reise-Truck gesehen. Lucy ist natürlich gleich neugierig auf Spionage-Tour gegangen 😉 und kam auch gleich mit den beiden Reisenden zurück. So lernten wir Ann-Kathrin und Jonas kennen. Das Paar ist ähnlich lang wie wir unterwegs. Wir hatten einen tollen Abend zusammen 🍻 Bis nachts saßen wir draußen und tauschten Erfahrungen und Reisetipps. Wir lauschten jaulenden Schakalen in der Ferne und genossen die Zeit, mal wieder Overlander zu treffen.
Highlight: es war bereits nach Mitternacht, einige Bier wurden geleert, als wir plötzlich wildes Galoppieren aus der Finsternis auf uns zu donnern hörten. Es war gefühlt ziemlich nah, und steuerte direkt von hinten auf Rico zu.
Wie auf Kommando sprangen wir alle auf - Ann-Kathrin und ich brüllten!
Das Tier verschwand wieder im Dunkel.
Gesehen haben wir es nicht, doch wir vermuten, dass es ein Wildschwein gewesen sein muss 🐗 😂 Absoluter Schreckmoment.
Am nächsten Morgen ging für uns die Reise weiter. Doch bereits am Nachmittag kreuzten sich unsere Wege zufällig wieder 😊
Was stellt ihr euch vor, über was sich Langzeit-Reisende unterhalten? Klar, wir erzählen uns viel über verschiedene Länder und geben gegenseitig Tipps. War muss man bei der Einreise nach xy beachten? Welche Spezialität musst du hier und da unbedingt probieren? Wie funktioniert das Mautsystem in Dort-und-dort?
Aber außerhalb dieser Themen trifft sich das Gespräch doch mit jedem (!!!) Reisenden beim Thema Klo 😂 Man unterhält sich, welche Toilette wie verbaut ist, aber eben auch zur "Belüftung" oder in unserem Fall auch zur Aussicht 😁 Wer unseren Charly von innen kennt, weiß, dass unsere Toilette direkt an der Tür ist - und somit haben wir beim Klogang echt tolle Ausblicke 🏜️🏝️😂 (und übrigens auch optimale Belüftung 😅)
Die darauffolgenden Tage fuhren trennten sich zwar unsere Wege, doch wir waren sicher, dass sie sich die kommende Zeit immer wieder kreuzen werden, denn wir haben in etwa die gleichen Reisepläne.
Einige Tage später schrieben die beiden uns an, ob sie am nächsten Tag zu uns stoßen können. Klar - und so sahen wir uns wieder.
Unter Bäumen am Ufer der Donau genossen wir den Tag zu fünft. Wir haben wieder viel geplaudert und dabei den frisch gebackenen Kuchen von Ann-Kathrin gegessen. Am Nachmittag besuchte uns die Schafsherde, die Tags zuvor schon bei uns vorbei kam. Der fröhliche Schäfer freute sich so sehr, dass er mit einem lauten, rumänischen Redeschwall auf Rico zu rannte und ihn umarmte 😂
Am nächsten Tag blieben Ann und Jonas noch am Platz stehen, während wir uns auf zum Schwarzen Meer machten.
Eine schönen Stellplatz zu finden war allerdings nicht so einfach. Direkt in Strandnähe stehen gelang uns nicht - wir fanden am ersten Abend einen Platz oberhalb der Klippen. Netter Platz für eine Nacht, aber nicht mehr.
Auch hier zog das allabendliche Gewitter auf. Seit Wochen lief es nun schon so: tagsüber volle Sonne, Temperaturen um die 30°C und abends regnete und gewitterte es. Auf den Klippen über dem Meer konnte man das Blitzspektakel wunderbar beobachten. Es war gigantisch, wie die dunklen Unwetterwolken plötzlich auf uns zu rollten. Die Bilder haben einige von euch in meinem Status gesehen - ebenso wie den tollen Regenbogen, der sich danach blicken ließ 🌈
Am nächsten Morgen fuhren wir an einen Badestrand. Dort konnten wir zwar wunderbar schwimmen und der Strand war auch toll- doch wir standen mit Charly auf einem großen Parkplatz direkt an der Straße. Somit wollten wir hier nicht über Nacht stehen. Ich kommunizierte am Nachmittag mit Ann-Kathrin. Die beiden sind zu diesem Zeitpunkt nämlich auch an der rumänischen Schwarzmeerküste angekommen und hofften, dass wir eine Stellplatz-Empfehlung abgeben konnten. Sie hatten auch festgestellt, dass es zum Campen hier nicht ideal war. Die zwei suchten sich ein Platz an der Küste, während wir ein paar Kilometer ins Inland fuhren um ein schattiges Plätzchen nahe eines kleinen Sees zu suchen.
Nun schließt sich der Kreis - denn genau dort hatte ich angefangen, diesen Text zu schreiben. Dort saßen wir also entspannt beim Grillen, als ich mit weiteren Reisenden per Instagram geschrieben habe. Durch Zufall kam unser Gespräch auf das (unserer Erfahrung nach) schreckliche Mautsystem in Bulgarien. Doch Manfred klärte mich auf, dass es seit Februar Neuerungen gab und es nun auch für schwere Camper einfach sei, Bulgarien zu bereisen. Mh. Das musste ich mir sofort anschauen - Tatsächlich!!!! So einfach! Und preiswert! Und unkompliziert online buchbar! Perfekt!
In dem Moment haben wir beschlossen, noch wenige Kilometer südlich am Schwarzen Meer entlang zu fahren und zu schauen, wie die Strände in Bulgarien so sind 😂
Wir haben uns an diesem Abend alle gegenseitig für verrückt erklärt - und am nächsten Morgen ging's dann eben über die Grenze 😂
So kam es, dass wir nun eine Woche Strandurlaub in Bulgarien gemacht haben 🏖️
Wir fanden hier super schöne Stellplätze direkt am Strand. Wenige Menschen, toller Sand - was will man mehr.
Den einen Tag fanden wir solch einen Platz. Wir waren schwimmen, angeln und saßen zu dritt draußen, als am späten Nachmittag ein alter, klappriger Transporter auf uns zu rumpelte. Auf der Ladefläche standen zwei Männer, die sich als Soldaten entpuppten. Das Auto hielt neben uns. Der Fahrer kam auf uns zu. Was wird das nun?! 🤨
Er schaute ernst, erklärte aber freundlich, dass am nächsten Morgen in diesem Gebiet militärische Schießübungen stattfinden würden. Wir sollten den Platz bis dahin bitte verlassen.
Oh. Da wollten wir natürlich nicht zwischendrin stehen 😂🙈
Wir packten langsam zusammen. Es war schon spät und keiner hatte mehr Lust, weit zu fahren. Wir fanden wenige Kilometer entfernt einen "Camperstopp". Na perfekt. Als wir ausstiegen, begrüßte und der überaus freundliche Platzbetreiber mit ostdeutschen Dialekt 😂 Simone und Martin leben seit knapp vier Jahren in Bulgarien und sind derzeit dabei, einen kleinen Campingplatz zu errichten.
Der Abend war unglaublich lang und sehr feucht fröhlich 🫣 Solche Begebenheiten liebe ich auf unserer Reise. Dinge, die so spontan passieren. Und die Menschen, die man trifft. Es ist so interessant zu hören, was es für unterschiedliche Lebenskonzepte gibt und welche Wege Menschen gehen, um sich ihre Träume zu verwirklichen.
Nun werden wir wohl heute den letzten Tag in Bulgarien verbringen. Morgen wollen wir zurück nach Rumänien.
Der kleine Abstecher war toll und lohnenswert. Nachdem wir Bulgarien im letzten Jahr nur auf der Durchreise erlebten, hätten wir nicht gedacht, dass wir nochmal her kommen. Auch wenn wir in dieser einen Woche nur einen kleinen Teil des Landes gesehen haben - dieser hat uns sehr gut gefallen 😊
Comments