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AutorenbildIsabel

Grenzerfahrung. Oder: Autobahn zur Hölle

Nach 17 Wochen Rumänien haben wir nun den Übertritt nach Bulgarien gewagt 😉


Doch zunächst möchte ich euch einen kurzer Abriss der letzten Tage geben.

Nachdem wir den tollen Angelplatz im Donaudelta verlassen hatten, fanden wir einen netten Stellplatz am Ortsrand eines kleinen Dorfes. Ein Parkplatz an einem niedlichen Anglerhafen. Es gab einen tollen großen Spielplatz auf dem es auch Sportgeräte für Erwachsene gab, eine kleine (aber geschlossene Bar)... Also alles in allem wirklich hübsch. Leider war das genau das Gegenteil. 🌧️ Ein Regenschauer jagte den nächsten, sodass wir vom Platz im Grunde nicht viel sahen. Egal, wir blieben natürlich trotzdem stehen.

Am Abend gab es ein kräftiges Gewitter und danach war Ruhe - zumindest was den Regen betraf. Denn umso später es wurde, umso mehr Menschen trafen sich draußen. Es lief laute Musik aus Autos und es war ausgelassene Partystimmung.... Bis morgens 6 Uhr 🥴


Klar fühlten wir uns am nächsten früh entsprechend unausgeschlafen und gerädert. Aber wir sind in solchen Fällen einfach froh, dass wir in unserem benötigten Rhythmus den Tag rum bekommen können und nicht zB auf Arbeit oder in der Schule abliefern müssen.

Was ich damit sagen will: In dem Moment war's zwar blöd, aber eigentlich halb so wild 😉 und es kommt sehr, sehr selten vor, dass wir so einen lauten Stellplatz haben.


So ging es müde und gerädert weiter. Wir fanden einen super schönen Platz am Strand. Anfang Juni waren wir ja bereits an der Rumänischen Schwarzmeerküste unterwegs und fanden keine schönen Stellplätze (weshalb wir damals schon ein paar Tage nach Bulgarien fuhren). Doch dieses Mal hatten wir Glück - soweit nördlich waren wir in Juni nämlich noch nicht. Und hier gibt's einen ganz tollen Strandabschnitt, an dem man auch super als Camper stehen kann. Das Wetter war klasse und so verbrachten wir dort mehrere Tage ☀️🏖️

Täglich sahen wir zwei Pferde, die dort (ohne Mensch) ihre Runden drehten. Das hatte was romantisches 🥰 Als ich die beiden fotografieren wollte, pirschte ich mich vorsichtig hinter der Düne an, denn die Pferde waren sehr, sehr scheu und ließen keine Menschen an sich ran. Wie ich so "durch die Wildnis" stapfte, stolperte ich doch beinahe über zwei Schildkröten. 🙈 Ich habe die beiden tatsächlich beim Liebesspiel gestört 😅 Na, schnell ein paar Fotos 🐢, dann hab ich mich entschuldigt und hab mich selbstverständlich schnell wieder verzogen 😂


Etwas südlich der großen Küstenstadt Constanța machten wir nochmals einen Stopp am Meer. Hier ist der Strand riiiiesig, aber alles für Touristen hergerichtet. Regelmäßig fahren Traktoren über den Sand um ihn mit Rechen zu säubern, es gibt alle paar hundert Meter "Baywatch"-Stationen usw. Ich bevorzuge die wilden, natürlich Strände, wie den, den wir die Tage zuvor hatten. Doch inzwischen ist Mitte September und die Reisesaison ist zuende - und so sind auch solche "Touristenstrände" einfach leer. Wenige Wochen zuvor war dort sicher noch die Hölle los - und jetzt waren wir fast alleine auf dem riesigen Strand 😁


Letzte Nacht fiel es mir wie Schuppen von den Augen: es ist September. Und September ist immer Orles Impfungmonat 🙈

Auf dem Weg nach Bulgarien haben wir einen Tierarzt gefunden, bei dem ich spontan mit Orle rein schaute. Wir betraten die Praxis und der junge Arzt stand selbst am Anmeldetresen. Ich gab ihm mein Anliegen zu verstehen. Klar, kann er das machen ☺️ Erst bisschen Hund streicheln, dann ging er in ein Behandlungszimmer. Ich war unsicher, ob ich folgen sollte. Schließlich hatte er sich dazu nicht geäußert. Also wartete ich und betrachtete derweil die Praxis. Es wirkte gemütlich und modern. Die Einrichtung war in warmen Brauntönen gehalten. Am Eingang entdeckte ich einen großen Käfig in dem 4 oder 5 Wellensittiche saßen.

... Da kam auch schon der Arzt mit der Spritze 💉 Er nickte mir zu und ich hockte mich zu Orle. Ich lenkte sie "vorne" mit fröhlichem Zureden ab, während der Doktor sie "hinten" impfte 😉

Zack. Das ging schnell 😃

Während der Arzt die Eintragung im Impfpass vornahm, sah ich plötzlich, dass weniger Meter neben uns im Fensterbrett eine Katze saß, die uns gespannt beobachtete 🙈 Kurz war ich panisch - wenn Orle diese Tier entdeckt, ist hier die Hölle los 😂😂

Aaalso zog ich weiter ihre Aufmerksamkeit mit fröhlichen Gequatsche und dem ein oder anderen Leckerli auf mich.... Während ich nebenbei bezahlte... Mit Trinkgeld zahlte ich kaum mehr als 25€ 🙈 unvorstellbar - in Deutschland haben wir je Impfung zwischen 50 und 70€ gezahlt.


Wir verabschiedeten uns, ich bedankte mich und war total euphorisch. Wie krass ist das: du kommst, ohne Termin, zum Tierarzt und bekommst innerhalb weniger Minuten die passende Impfung und das ganze auch noch in super freundlicher Art und für schmales Geld. Perfekter geht's nicht ☺️


Danach ging's weiter Richtung bulgarische Grenze.

Aufmerksame Leser wissen, dass Grenzübergänge meist zu leicht aufgeregten Gemütern innerhalb unserer Familie führen. So auch diesmal. Neben der Frage, die sich JEDES Mal an JEDER Grenze stellt: sollen wir nun auf die LKW- oder auf die PKW-Spur? Hatten wir diesmal noch einen weiteren Punkt, der uns ein bisschen hibbelig machte. Offiziell darf man sich als EU-Bürger lediglich 90 Tage in Rumänien aufhalten (ohne ein Visum).

Nun waren wir aber 19 Tage über diese Frist.

Zwar haben wir uns zuvor umgehört und man sagte uns, dass dies absolut kein Problem sei.

Von anderen Reisenden haben wir gehört, dass sie in der Türkei für ein oder zwei Tage recht hohe Geldstrafen zahlen mussten...

Um dies offiziell in Erfahrung zu bringen, habe ich Mails an das Auswärtige Amt geschickt, welches mir erklärte, dass wir uns bei der entsprechenden Polizeistelle melden und unseren "Sitz" abgeben sollten. Nun... Da wir ja aber keine feste Bleibe hatten, war das für uns nicht möglich - und wir hofften, wie immer, einfach das beste 😉


Als wir dann an der Reihe waren, kam der rumänische Grenzbeamte zu uns und nahm die Pässe entgegen. Der Mann mittleren Alters schaute grimmig drein. Er prüfte unsere Gesichter zu den Pässen und fragte auf Englisch, woher wir kommen. Meinte dann aber auch "Dass ihr aus Rumänien kommt, ist mir klar". Wenn ich nun schon eh angespannt bin... und dann noch sowas höre... Ehrlich?! Da war ich sofort total verunsichert 😂 Ich hatte keine Ahnung, was er wissen wollte. Also sagte ich, wir kämen aus Deutschland. Zur Antwort bekam ich ein ungläubiges Gesicht und ein verwirrtes "Ihr kommt jetzt gerade aus Deutschland?!" 🤨

Ähm. Natürlich nicht 😂 Rico hakte ein, und meinte, wir kämen gerade aus Constanța. Ah, stimmt 😂 Und plötzlich taute der grimmige Beamte auf. Er erkundigte, ob wir mit unserem Auto dort standen und übernachteten. Und schon bald ging das Gespräch über in Interessenbekundungen an unseren Charly 🚚 Wie teuer sowas in Deutschland wäre, und dass es in Rumänien auch ein paar Leute gibt, die sowas bauen - viiiiiel günstiger. Wir Deutschen bezahlen da viel zu viel 😂 außer hat er schon viele solcher LKWS an der Grenze gesehen- das sei so eine typisch deutsche Passion, oder?! 😂

Um das Geplauder dann doch wieder zum Thema zu lenken fragte er: "Habt ihr irgendwas dabei? Aber ich gehe davon aus, wenn ihr mit Kind reist, werdet ihr ja keine Drogen schmuggeln." 😂

Rico öffnete kurz die Wohnkabine. Der bulgarischen Grenzbeamte schaute obligatorisch rein, den Rumänen interessiert es gar nicht. Als mein Mann die Tür schloss, deutete der Bulgare zuerst auf Ricos AC/DC-Shirt, dann auf die Straße hinterm Grenzhäuschen und sagte lachend "Highway to hell" 😁

Rico bekam unsere Pässe zurück mit dem Hinweis, dass unser Auto genau richtig für die vor uns liegende Straße sei und so reisten wir in Bulgarien ein 😂

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