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AutorenbildIsabel

Estland - Baltikum oder Skandinavien?!

Nach mehr als zwei Wochen in Estland, ging es am Mittwoch mit der Fähre nach Helsinki.


Estland hat mich sehr überrascht. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe die Baltischen Staaten immer als Eins gesehen. Was soll in Litauen groß anders sein, als in Lettland und wo ist der Unterschied zu Estland?! Wir haben insgesamt 6 Wochen im Baltikum verbracht und ich muss sagen, dass man Unrecht tut, alle drei Länder über einen Kamm zu scheren. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten, aber eben auch Unterschiede.

Litauen hat sich für mich vor allem durch Wälder und zahlreiche Seen ausgezeichnet, Lettland hingegen ist in meinen Augen ein perfektes Land für Strandurlauber und Estland... Estland ist für mich besonders.


Es hat wahnsinnig große, schöne Moorgebiete. Perfekt für spannende Wanderungen - Wir haben an einem Tag eine tolle 15km Tour gemacht. Das einzig Unschöne war die Vielzahl an Mücken 🙈



Es gibt sogar Badeseen im Moor. Bei einem Abendspaziergang habe ich mir es nicht nehmen lassen und bin in der wunderschönen und ruhigen Atmosphäre des Moors schwimmen gegangen.



In Estland gibts auch tolle Wälder und eine Küste, die sich von den anderen beiden Ländern sehr unterscheidet. Egal, ob im Norden am Finnischen Meerbusen oder im Westen in der Rigaer Bucht- die Zugänge im Meer sind hunderte Meter sehr sehr flach. Zum Schwimmen also eher ungeeignet. Richtig spannend ist aber, dass man hier ganz deutlich die Spuren der letzten Eiszeit sehen kann. Entlang der gesamten Küste ragen Findlinge aus dem flachen Meerwasser. Kleine, große bis hin zu wirklich riiiiesigen Steinen - zum Teil mehrere Meter hoch.

Diese Gebiete sind auch bei Vögeln ganz beliebt und es gibt viele Schutzgebiete mit entsprechenden Brutgebieten.



Nicht nur landschaftlich gibt es Unterschiede.

In Estland ist uns aufgefallen, dass es ziemlich wenig Kirchen gibt. Und wenn, dann sind diese sehr unscheinbar und schlicht gehalten.

Ganz im Gegensatz zu Litauen - neben Polen eines der katholischsten Länder Europas, was man auch anhand der Menge und Bauweise der Kirchen sieht. Ebenso unterschiedlich sind die Friedhöfe: in Estland sind diese sehr unauffällig. Zum Teil ziert das Grab nur ein einfaches Holzkreuz.


Die estnische Sprache wirkt auf uns schon eher finnisch oder schwedisch. Generell hatten wir den Eindruck, dass Estland sich mehr nach Skandinavien als nach Baltikum anfühlt. (Was möglicherweise auch an den unzähligen "Achtung, Elch"- Schildern lag 😉)


In Lettland und Litauen wirkten die Einwohner zwar immer freundlich, aber ein bisschen zurückhaltend/ reserviert.

Die Esten machen einen aufgeschlosseneren Eindruck, wobei wir auch hier nicht in längeren bzw näheren Kontakt zu den Einheimischen gekommen sind. Aber uns wurde oft sehr fröhlich zugewunken und sobald wir irgendwo standen, kam auch der ein oder andere Interessierte, der seine Begeisterung für unseren Charly kundtun wollte 😉


Generell sind alle drei Länder super für Camping geeignet. Besonders für Freisteher oder Backpacker ist das Baltikum perfekt - Wildcampen ist offiziell erlaubt. Man bekommt überall problemlos Frischwasser (zb an Tankstellen, öffentlichen Trinkbrunnen usw), und auch die Müllentsorgung ist easy (nagut, in Estland war's es etwas schwieriger, da hier bei weitem nicht so viele öffentliche Mülltonnen stehen, wie beispielsweise in Litauen)

Es gibt jede Menge schöne Stellplätze, die auch Abwechslung bieten. Den einen Tag am Strand, dann in den Wald und einige Tage später am See.

Es gibt zahlreiche, perfekt ausgestattete Rastplätze im Wald und an Seen. Neben den (überdachten) Sitzmöglichkeiten, gibt es oft eine offizielle Feuerstelle oder gar einen richtigen Kamin, der zum Grillen genutzt werden kann und eine Toilette. In Litauen findet man hier oft auch Spielplätze oder große Holzschaukeln, in Estland hat man hingegen meist eine ganze Grillausstattung zu freien Nutzung. Hier gibt es Unterstände mit Feuerholz, Axt und Spaltkeil und am Kamin findet man (eigentlich immer) einen Grill mit zusätzlichen Fischgitter und Fleischspieß, dazu gelegentlich noch weiteres Kochgeschirr wie Töpfe oder Pfannen.

Wer mehrtägige Trekkingtouren macht, findet auch oft Holzunterschlupfe zum Boven.



In Estland lassen sich auch neue Plätze entdecken. Durch Zufall sind wir an einem Strand auf verlassene Häuser gestoßen. Ich liebe ja solche "lost places".

Teilweise schienen es wohl alte Bunker zu sein, doch die Häuser selbst waren wohl etwas neuer. Was genau dort ursprünglich war, wissen wir nicht. Aber mich begeisterten auch die tollen Graffiti.



Am nördlichsten Punkt Estlands hat es uns auch super gefallen.



Aber selbst in den großen Städten lassen sich Übernachtungsplätze für Camper recht problemlos und preisgünstig finden.

In Tallinn standen wir auf einem großen, zentrumsnahen Parkplatz, auf welchem wir 4€ für 24h gezahlt haben. Abends sind wir ein bisschen durch die Altstadt gelaufen. Tallinn ist eine hübsche, moderne Stadt. Die gesamte Altstadt verströmt einen "Hipster-Flair". Die alten Gebäude, in denen sich Bars, Restaurants oder Geschäfte befinden, werden durch kleine, coole Dekorelemente aufgewertet. Der Kontrast zwischen alt und modern ist absolut toll in Szene gesetzt.



Nun sind wir in Finnland und sind gespannt, was uns hier erwartet.


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