Seit zwei Wochen sind wir in Italien.
Südtirol war zwar hübsch, doch uns zog es schnell weiter.
Wir wollten den Gardasee besuchen. Rico hatte die Idee, nicht die typische Stecke ostwärts am Gardasee entlang zu fahren, sondern auf der "anderen Seite". Das heißt, wir wollten nicht unbedingt durch die klassischen Touristenorte wie Lazise, Garda, Bardolino usw.... Sondern eben am westlichen Ufer entlang...
Von Norden kommend, mussten wir im entscheidenden Ort dann also nach rechts fahren - und genau dort stand eine Schild mit einer Höhebegrenzung von 3,50m. (Charly ist inzwischen 3,60m- seit dem Einbau des Dachlüfters ist er nämlich um 5cm gewachsen 😉)
Wir schauten, ob es noch andere Wege gab- natürlich nicht.
Also probierten wir unser Glück 🙈 und bogen rechts ab... Entlang der Straße gab es mindestens 3 weitere Hinweise, dass der folgende Weg nicht für Fahrzeuge gemacht war, die höher als 3,50m sind. Mit jedem Schild wurde mir unwohler. Zumal die Straße auch meist nur sehr schmal war und wir nicht hätten wenden können.
Tja, und dann kam das entsprechende Hindernis: ein Tunnel.... und davor die Polizei, die uns selbstverständlich direkt rauswinkte. Toll, dachte ich und sagte "Na toll." 😜
Mein Mann war allerdings wesentlich entspannter und unterhielt sich mit den beiden Polizisten in einem Sprachengemisch aus Deutsch-Englisch-Italienisch.
Die beiden erklärten freundlich, dass wir wahrscheinlich eher nicht durch den Tunnel passen würden. Den Weg an der anderen Seeseite könnten wir aber nehmen, da gab's keine Höhenbegrenzung. Dort war allerdings stellenweise eine Gewichtbegrenzung ausgewiesen. Aber naja, wer weiß, ob die Kollegen da kontrollieren 😉
So sperrten die beiden Ordnungshüter kurzzeitig die Straße und wir drehten um (glücklicherweise war die Straße an dieser Stelle breit genug). Bei wunderschönem Sonnenschein fuhren wir also durch die typischen Urlauberorte. Wart ihr schonmal am Gardasee?
Superschönes, klares Wasser, tolle Strandpromenaden. Wir fanden einen Parkplatz direkt am Wasser, wo wir unsere Mittagspause einlegten.
Länger wollten wir nicht bleiben - so easy ist es nämlich leider nicht mit Übernachtstehen in diesem Gebiet.
Wir haben hier in Italien eine ganz neue Art des Stellplatzes kennengelernt. Hier gibt's viele "Agricamping-Plätze".
Bauern und Winzer bieten kostenfrei ein Plätzchen auf ihrem Hof/ Grundstück an. Man hat also die Möglichkeit, in Weinbergen oder im Olivenhain zu stehen und kann natürlich auch vor Ort entsprechende Produkte des Gastgebers erwerben.
Unser erster Stellplatz dieser Art war in der Region Parma. In der Beschreibung stand es als "Bauernhof für Milchkühe" ausgeschrieben, vor Ort war es dann allerdings der Parkplatz direkt an der Sennerei. Nichts ließ den besagten Bauernhof vermuten - ganz im Gegenteil: wir hatten eher das Gefühl in einem Gewerbegebiet zu stehen 😂 Auf der einen Seite die Käseherstellung, auf der anderen Seite des Weges stand ein riesiges Gebäude mit großen Glasfenster durch die wir mächtige Schweinekeulen hingen sahen, die dort reifen um irgendwann als der bekannte Parma-Schinken verkauft zu werden.
... Oh ... Doch... Der anliegende Schweinestall mit wahnsinnig großen Tieren hatte dann doch etwas "Bauernhof-Flair" 🙈
Amüsant war unsere Ankunft. Zwar hatten wir uns über die entsprechende Agri-Camper-App angemeldet, aber die ältere Dame, die wir im Käselädchen antrafen, wusste nichts davon. Die Verständigung war echt kompliziert. In typisch italienischer Manier plapperte die Frau und gestikuliert dabei wild - zwar freundlich, aber bestimmt und eben auf italienisch 😄 Sie sagte immer und immer wieder den gleichen Satz- doch wir verstanden ihn auch nach der 10 Wiederholung noch nicht. Das wiederum schien sie nicht zu verstehen 😂
Am Ende haben wir uns darauf geeinigt, dass wir auf dem Parkplatz stehen bleiben können (denk ich zumindest. Ich hab's dann einfach mal so interpretiert 😂)
Eine Weile später beschloss Rico, nochmals in den Käseshop zu schauen, um zu überlegen, was wir am nächsten Morgen mitnehmen würden und die Italienerin nach einer Flasche lokalen, trockenen Rotwein zu fragen. Er kam dann zurück mit einer Flasche süßen Frizzante - also sprudelnden Wein 😂 Geschmeckt hat er trotzdem.
Außerdem gab's ein Geschenk von der Sennerin: eine große Schale Ricotta. Sooo lecker. Ich hab mich mega gefreut (ich habe schon früher gern diesen Käse gegessen) und meine beiden Lieben waren etwas skeptisch. Doch als sie es dann probierten, waren sie auch davon begeistert.
Am nächsten Morgen kauften wir den für die Region bekannten Parmigiano Reggiano und weiter ging die Reise.
Achso und die Nacht war für mich sehr unruhig. Zum einen war es aufgrund der "Fabrik-Geräusche" sehr laut, zum anderen hatte ich permanent die fiependen Schweine im Ohr, die bestimmt fühlten, dass sie bald leckerer Schinken sein werden 🙈
Auf dem Weg an die Küste der Toskana wurden wir nochmal vom Schnee überrascht - schnell nahmen wir die Beine in die Hand um weiter zu kommen. Das war wirklich kurios. Am Mittag waren wir auf einem Berg im Nebel und leichtem Schnee. Kurze Zeit später sind auf der anderen Seite, genau dieses Berges, angekommen und das Wetter war hell, freundlich und einiges wärmer. Auch die Vegetation schien hier grüner.
Am Strand angekommen war ich allerdings ganz schön erschrocken. Die Spuren des großen Sturms von Anfang November waren vielerorts noch deutlich zu sehen.
Wir konnten stellenweise kaum auf Sand laufen, weil überall Unmengen Treibgut lag.
Am nächsten Morgen haben wir beobachtet, dass die Italiener fleißig daran arbeiten, ihren schönen Strand wieder zu bereinigen und zerstörte Strandhäuschen wieder aufzubauen.
Mit Traktoren oder auch von Hand wird alles weggeräumt, was der Sturm hinterlassen hat 💪🏼
Die Touristen in der kommenden Saison werden davon sicher nichts mehr merken.
Die Nacht verbrachten wir übrigens ziemlich strandnah. Offiziell wäre Camping dort natürlich nicht erlaubt... Als die Polizei bei uns vorbeigefahren kam, hatten wir das sofort im Hinkopf. Doch auch diese beiden Männer waren freundlich und mehr daran interessiert, wohin unsere Reise denn noch gehen soll 😉 sie sagten, dass wir durften weiterhin dort stehen bleiben dürfen 😄
Nach einem obligatorischen Abstecher nach Pisa (klar, Lucy wollte doch auch unbedingt mal den Schiefen Turm sehen), sind wir etwas ins Landesinnere gefahren.
Entlang schmaler, kurvenreicher Straßen ging es bergauf-bergab durch die herrliche Landschaft der Toskana.
Wir erkundeten superschöne kleine Bergdörfer mit den engen Gassen, wie man sie in Italien kennt. 🥰
Wir hatten unterwegs auch zwei dieser "Agricamping-Plätze". Die Gastgeber des einen Platzes boten in ihrem Lädchen ganz frisches Bio-Obst und Gemüse an, sowie verarbeitete Produkte (Olivenöl, Marmeladen usw). Wir testen einige der "confitura picante" - herzhafte Marmeladen, die man super auf Käse oder Schinken machen kann. Unglaublich lecker. Wir waren überrascht, wie Geschmacksrichtungen "Apfel-Pepperoni", "Birne-Romarin" oder "Rotwein-Chili" auf Parmesankäse wirkten. Absolut zu empfehlen 👌🏼
Richtig begeistert war ich, als wir bei einer kleinen Wanderung von diesem Stellplatz aus, Bäume mit roten Früchten entdeckt. Sowas habe ich noch nie gesehen und mich (dank Google) direkt informiert, um was es sich dabei handelt. Die Pflanze nennt sich "westlicher Erdbeerbaum" und die roten Früchte kann man sogar essen- was wir selbstverständlich auch probiert haben 😉
Auf dem anderen "Landwirtschaftlichen Stellplatz" trafen wir auf Riccardo und Alexandra. Die beiden sind super nette Menschen, die zwei Jahre im Van durch Europa unterwegs waren. Aus den Grund bieten sie nun Campern Platz auf ihrem Hof.
Es war so schön dort, dass wir noch einen Tag länger blieben.
Hier gab es zwar nichts zu erwerben - dennoch nahmen wir etwas von den beiden mit - nämlich Besichtigungsempfehlungen. 😉
Und so ging es am nächsten Tag nach Saturnia. In dem kleinen Ort gibt es warme Quellen. Dort "sprudelt" seit mehr als 3.000 Jahren schwefelhaltiges Wasser aus der Erde. Die natürlich "gewachsenen" Terrassen mit dem blauen Wasser sehen einfach malerisch aus.
Ein Bad in diesem Wasser soll heilend wirken... Uns hat es einfach nur Spaß gemacht, in den Badewannen-Temperturen zu planschen 😄
Auch wenn der Geruch nach faulen Eiern echt übel ist. 🤣 "Das riecht, als hätte Orle gepupst" 🙈😂
Heute besichtigten wir ein weiteres hübsches Dörfchen. Montemerano. Zauberhaft 🥰 (Die Empfehlung kam von Olaf- danke dafür!)
Danach ging weiter durch Pitigliano.
Der kleine Ort ist auf einem 313 Meter hohen Bergkamm erbaut. Oder besser: IN den Berg gebaut. Die Häuser sind direkt am steil abfallenden Tuffsteinfelsen errichtet. Die Sicht, wenn man auf die Stadt zu fährt, fand ich spektakulär. Leider kaum auf einem Foto einzufangen.
... Danach haben wir uns einen Stellplatz an einem See gesucht. Doch es ist nicht irgendein See, nein. Hier gibt's schwarzen Sand- ein Vulkansee. So cool. Ich hab die Gelegenheit genutzt und war das erste Mal in einem Vulkangrater baden 🏊🏼♂️ und bevor jemand falsche Vorstellungen hat: dem Wasser hat man den Vulkan nicht angemerkt... Das soll heißen: es war echt Ar***-kalt 😂😂😂
Eigentlich war ich nun am Ende meiner Geschichte, doch nun fällt mir noch etwas ein:
Aufgrund der Fotos der Ortschaften wurde ich mehrfach gefragt, ob es wirklich so menschenleer ist, wie es scheint. Ja! Die Orte sind derzeit alle sehr ruhig. Doch stellt euch keine "ausgestorbenen" Städte vor. Es ist keineswegs eine unangenehme Ruhe, vielmehr verströmen die Dörfer eine entspannte Ruhe.
Warum das so ist?! Wir können es nur vermuten. Zum einen gibt es aktuell keine (oder nur wenige Touristen) und für die Einheimischen ist es wohl zu kalt. Im Sommer sieht man die Italiener und Italienerinnen gern in den Gassen plaudern. Die Älteren sitzen auf Stühlen und Bänken vor den Häusern - das alles fehlt. Ich denke, dass die Südländer frieren. Aktuell sind täglich um die 13 bis 15° C. Wir tragen selten Jacke, manchmal war ich sogar kurzärmlig. Schaut man sich aber die Italiener an, liegen Welten dazwischen: die tragen nämlich dicke Mäntel, Mützen, Schal und manchmal sogar Handschuhe. Kein Witz. 😂
Dieser Umstand scheint sich möglicherweise auch auf die Fahrweise auszuwirken. Wir sind fast schon enttäuscht, wie ruhig und "zahm" es auf den italienischen Straßen zu geht. Gern hätten wir die temperamentvollen Raser, die hupend bei Rot über Ampeln brettern, erlebt.
Tja, die vorweihnachtliche Winterstimmung frostet die Italiener ein 😉 oder bringt sie einfach in besinnliche Stimmung 😄🎄
Hallo ihr 4,
ich freue mich dass Ihr es gewagt habt die Reise Eures Lebens zu machen. Bei mir kommen viele Erinnerungen an meine Reise vor 15Jahren.
Genießt die Zeit, wünsche Euch weiterhin eine schöne Reise mit vielen netten Begegnungen und tollen Erlebnissen.
Viele Grüße
Thomas