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AutorenbildIsabel

Auf italienischen Straßen

Gestern hatte ich einen kurzen Schriftwechsel mit anderen Reisenden. Die beiden, ein älteres Paar, sind ebenfalls in einem großen Expeditionsmobil unterwegs und erkunden derzeit Griechenland.

Sie hatten uns kontaktiert, weil sie wissen wollten, ob es ein Land gibt, in welches wir nicht nochmals reisen würden.

Für Rico und Lucy war sofort klar, dass alle Ländern etwas schönes hatten und sie gegen keines eine "Abneigung" haben.

Ich für meinen Teil würde allerdings nicht noch einmal nach Kroatien fahren. So richtig wohl habe ich mich dort nicht gefühlt.

Auch Ungarn würde ich wahrscheinlich keinen zweiten Besuch abstatten. Das Land ist zwar schön und auch die Einheimischen haben wir als freundlich kennengelernt. Doch für meinen Geschmack war es zu "langweilig". Es war cool die Weiten der flachen Puszta zu sehen- doch das reicht eben einmal.


Jedenfalls habe ich dann Annette und Rainer die Frage zurück gegeben.

Sie erklärten mir, dass ihnen Italien nicht so gefallen hätte.

Ui, warum das? 😳 Denn ich fühle mich hier sehr wohl.

Mh, sie fanden den Verkehr schrecklich. Sie meinten, dass Autobahnfahren ja noch halbwegs in Ordnung wäre, aber auf "Landstraßen" und durch Orte war es ihnen zu eng und chaotisch.


Die Fakten, dass es vor allem innerhalb der Ortschaften eng sei und die Italiener eine chaotische Fahrweise haben, können wir zu 100% bestätigen. Uns macht das allerdings (meist) echt Spaß 😃 Ist doch manchmal ein prickelndes Gefühl, durch die mega engen Örtchen zu fahren, wo noch die Balkone auf die Straße ragen... Autos und Roller kreuz und quer düsen.... Und dann ist man unbeschadet da raus gekommen 💪🏼

Man muss seine Fahrweise natürlich anpassen - beharrt man auf Verkehrsregeln wird es Murcks. Rico macht das echt gut. Ich bin in jedem Land von neuem erstaunt, wie schnell er die Gepflogenheiten der lokalen Verkehrsteilnehmer aufnimmt, verinnerlicht und ebenso umsetzt. Innerhalb weniger Tage habe ich dann quasi einen "Italiener", "Briten" oder "Albaner" im Charly neben mir am Steuer sitzen 😂


In Italien ist es an einer Kreuzung oft so, dass man einfach fahren muss, wenn man raus will. Man passt da schon gegenseitig auf. Wartet man stattdessen, dass die Straße frei ist, weil man links abbiegen möchte, würde man ungelogen wohl Stunden zubringen... Weil auch alle von hinten kommenden Fahrzeuge an einem vorbei düsen würden, in zweiter und dritter Reihe (obwohl nur eine Spur).

Einfach fahren. Klappt schon. 😜

Auf dem italienischen Festland gilt noch dazu: wer fährt, hupt kurz.


Ach, dann auch gleich schnell noch der Umgang mit der Hupe. In einfacher, knapper Form erklärt, dass bei eurem nächsten Italien-Urlaub nix schief gehen kann:

  • Wer's besonders eilig hat und an allen vorbei will, hupt.

  • Wie schon erwähnt, an der Kreuzung, der der fährt, hupt (manchmal)

  • Wer um ne enge, uneinsichtige Kurve fährt, hupt.

  • Wer nen steilen Berg rauf fährt und Gegenverkehr nicht sehen kann, hupt,...

  • Gleiches gilt fürs Hinunterfahren.

  • Wenn man sich bei jemandem bedanken möchte, hupt man

  • Wer sich entschuldigt, hupt

  • Wer unseren Truck cool findet, hupt.

Klingt doch vor easy, oder?! 😂

Eher selten wird gehupt, um sich über andere zu beschweren oder zu "maßregeln". Das ist dann meist eine Sache, die in der Gruppe gemacht wird. Als Beispiel: wir sind durch einen Ort gefahren, mit sehr enger Straße. Links und rechts parken selbstverständlich trotzdem Autos.

Der Verkehrsfluss geht in beide Richtungen (obwohl man breitenmäßig der Meinung wäre, dass es eine Einbahnstraße sei)

Es ging sehr langsam voran. Nach ein paar Kurven sahen wir, warum: in einiger Entfernung kam ein Bus entgegen. Plötzlich ging's aber gar nicht mehr weiter. Rechts (von seiner Seite aus) parkten Autos, links konnten der Gegenverkehr nicht mehr ausweichen, weil dort auch alles zugeparkt war...

Und somit wurde gehupt. So ziemlich jeder beteiligte sich an diesem irrwitzigen Hupkonzert.

Einer der Autofahrer stieg aus, ging wild gestikulierend auf den Bus zu. Tobte etwas temperamentvoll zwischen den stehenden Autos hin und her....

Und wie durch Zauberhand ging's auch schon weiter.


Obige Regeln gelten allerdings nicht auf Sizilien 😉 hier kommt die Hupe selten zum Einsatz.


Grundsätzlich sind Verkehrsschilder auch nur als Hinweise zu sehen und werden nicht zwangsläufig umgesetzt. Na eigentlich nie 😉

Tempolimit? Überholverbot? Stoppschild?Fußgängerüberwege? Rote Ampeln? Durchfahrt verboten?

KANN man beachten, muss man aber nicht 🤪


Als wir im Norden Italiens unterwegs waren, gab es unglaublich oft ein Hinweisschild, auf dem die Durchfahrt für LKW verboten war. Manchmal auch begrenzt durch Tonnenangaben.

Notgedrungen mussten wir diese Schilder so oft ignorieren, sonst wären wir nirgends lang gekommen.

So manches Mal hatten diese Schilder auch ihre Berechtigung, wie wir feststellen mussten... In manchen Örtchen war es echt haarsträubend eng 🫣

Ich gebe zu, dass solche Fahrten auch nicht IMMER Spaß machen. Manchmal kostet es mich ganz schön Nerven 🥴 Auch wenn ich nicht der aktive Fahrer bin, ist es bei einem großen Mobil schon von Vorteil, wenn der Beifahrer die Augen ebenfalls mit offen hält. Bei chaotischem Gewimmel durch die schmalen Straßen ist Rico damit beschäftigt Fußgänger, Rollerfahrer und PKWs im Blick zu behalten und bestenfalls noch darauf zu achten, wohin die Reise geht. Ich schaue immer an meiner rechten Seite nach diesen Balkons, die auf die Straße ragen oder Röhren, die aus den Mauern schauen. Keine Ahnung, wozu die gut sind (Belüftung? ) Und natürlich auch, ob ein Moped von rechts überholt, oder ein Fußgänger plötzlich los läuft, tief hängende Kabel (bzw Weihnachtsgirlanden), streunende Hunde, die plötzlich los rennen und und und.


Außerhalb der Ortschaften ist es zwar ruhiger auf den Straßen, aber die Beschaffenheit ist nicht mit deutschen Maßstäben zu messen 😉 Schiefe Fahrbahnen, mit gerissenen und bröckelnden Asphalt... Extremen Fahrrinnen und Buckelpisten ... Ein Schlagloch jagt das nächste.... Huch, da steht ne Kuh auf der Straße.... Obacht, der Asphalt ist zuende und wir müssen paar hundert Meter über Schlamm fahren... Bis hin zu "Nee, halt mal. Dort vorn ist die Straße den Berg runtergefallen".


ABER: Wenn man sich auf das wilde Gewusel und die italienischen Straßen einlässt, entspannt bleibt und einfach mitmacht, geht's ganz gut 😁

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